Sensationsfund in Vorarlberg

Ein Artikel von Renate Stoiber | 08.07.2024 - 13:16
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Mit seiner fleckigen Färbung der Flügelunterseite ist der Weiße Waldportier auf Steinen gut getarnt. Als Nahrungsquelle fliegt er bevorzugt violette Blüten an © aaltair/Shutterstock.com

Die Beteiligung an Citizen Science Projekten ist vielen Hobbybiologen (und auch Profis) ein großes Anliegen. Eine solche ist die Vorarlbergerin Gertrud W., die gerne Schmetterlinge beobachtet. Im vergangenen Juli flatterte ihr sogar ein ganz besonderes Exemplar vor die Linse und ließ sich auch noch bereitwillig ablichten: der Weiße Waldportier (Brintesia circe)! In diesem Moment freute sich W. einfach über das schöne Foto und den hübschen Falter, bei der Jahresauswertung des Citizen Science Projekts „Schmetterlinge Österreichs“ kam dann die Sensation heraus: Der erste Nachweis des Augenfalters seit 1919 in Vorarlberg!

Auffällige Augenflecke

Grundsätzlich gilt der Weiße Waldportier in Österreich nicht als gefährdet, in der roten Liste Vorarlbergs galt er aber als lokal ausgestorben – bis zu diesem Fund. Er ist einer der größten Augenfalter und kommt in Österreich zerstreut vor – besonders im Tiefland und nur an wärmebegünstigten Stellen auch im Bergland. Sein Artname leitet sich von Circe, einer Zauberin der griechischen Mythologie ab.

Der Falter ist dunkelbraun gefärbt und trägt sowohl am Vorder- als auch Hinterflügel eine klar abgegrenzte weiße Binde. Am Vorderflügel ist sie unterbrochen und nahe des Vorderrands befindet sich ein schwarzer Fleck. Arttypisch ist eine kurze weiße Binde an der Unterseite des Hinterflügels nahe des Körperansatzes, diese fehlt bei den ähnlichen Arten Großer und Kleiner Waldportier. Die Flügelunterseite ist fleckig mit weißen Binden und einem kleinen Auge – das macht ihn auf Steinen oder Zweigen sitzend fast unsichtbar.

Sein Lebensraum umfasst typischerweise warme, trockene und besonnte Bereiche (Waldränder, gehölzreiche Magerwiesen, Streuobstwiesen, Weingartenbrachen, lichte Wälder, Wegränder, Böschungen, Steinbrüche, felsige Hänge, …). Die Falter fliegen im Süden schon ab Juni, weiter nördlich erst im Hochsommer bis in den September in einer Generation. Sie besuchen bevorzugt violette Blüten wie z.B. Dost, Karden, Taubenskabiosen oder Flockenblumen. Die schlanke Raupe ist grau-braun-grün gestreift und frisst an Gräsern. Die Überwinterung erfolgt im Jungraupenstadium.

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Brintesia circe trägt einen charakteristischen schwarzen Fleck an der Oberkante des Vorderflügels in der unterbrochenden Bande © aaltair/Shutterstock.com

Schmetterlinge Österreichs

Schmetterlinge nehmen bei der Bestäubung eine wichtige Rolle ein. Zum Überleben brauchen sie geeignete Lebensräume sowie Nahrungspflanzen und sind Indikatoren für ein intaktes Ökosystem. Viele der heimischen 4.070 Arten sind in ihrem Bestand gefährdet. Die Zahlen der Auswertung der Schmetterlingszählung 2023 zeigen allerdings, dass Österreich noch zu den schmetterlingsreichsten Ländern Europas zählt: 123.946 Schmetterlinge wurden beobachten, fotografiert und gemeldet, mehr als 25.000 Personen haben sich im Projekt engagiert.

Bemerkenswerte Tagfalterfunde im Jahr 2023 waren neben dem Nachweis des Weißen Waldportiers auch im Osten Österreichs zu vermelden. Der Östliche Große Fuchs (Nymphalis xanthomelas) konnte wieder vermehrt gesichtet werden. Der wissenschaftliche Betreuer der App und Schmetterlingsexperte DI Dr. Helmut Höttinger freut sich auch besonders über die Funde stark gefährdeter Arten: „So konnte der Thymian-Bläuling (Pseudophilotes vicrama), der nur sehr selten gesichtet wird, in der Steiermark und in Niederösterreich nachgewiesen werden. Erwähnenswert ist sicherlich auch der Kleine Wander-Bläuling (Leptotes pirithous), der im letzten Jahr mittels der App an vier Fundorten nachgewiesen werden konnte.“

Der am häufigsten gemeldete Schmetterling war 2023 (wie auch im Vorjahr) das Große Ochsenauge, auf Platz zwei flatterte der Admiral ein und Platz drei besetzte der Zitronenfalter. Insgesamt konnten 173 Tagfalterarten verzeichnet werden.

Wollen Sie sich beteiligen?

Die App „Schmetterlinge Österreichs“ gibt es seit 2019 neben dem Download im Playstore auch als Desktop-Version. Sie ist die größte Naturbeobachtungsplattform Österreichs. Die Community ist mit 25.003 freiwilligen Beobachtern die größte Gemeinschaft von Schmetterlingsliebhabern Europas. In der App können Sie Ihren Fund direkt bestimmen, sich Informationen über die Arten einholen und die Funde anderer Teilnehmer entdecken. Bei aktiviertem GPS wird das aufgenommene Foto gleich mit den Standortdaten versehen, die Bestimmung kann mit den vorhandenen Fotos bzw. einem Fragebogen zu vorhandenen Merkmalen erfolgen. Bei Schwierigkeiten hilft auch die Community weiter. Natürlich können Sie die vorhandenen Bilder auch wie in Social Media üblich liken.