Moltebeere: Wildobst aus dem Norden

Ein Artikel von Christiane Bartal | 02.02.2022 - 10:29
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Feucht und kühl – so liebt es die Moltebeere. Wenn der Boden auch noch sauer ist, gedeiht dieses seltene Wildobst auch bei uns © Nata Naumovec/Shutterstock

Die Moltebeere (Rubus chamaemorus), auch Sumpfbrombeere, Torfbeere, Multbeere, Nordic Berry oder „Lapplands Gold“ genannt, hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet im Norden Europas, Asiens und Amerikas jenseits des 50. Breitengrades, wo sie in Torfmooren, sumpfigen Waldgebieten und in der Tundra vorkommt. Die Brombeer-Verwandte gilt als Wahrzeichen Lapplands und ist auf der finnischen 2-Euro-Münze verewigt.

Wörtlich übersetzt bedeutet chamaemorus aus dem Griechischen abgeleitet „Bodenbrombeere“. Tatsächlich wird die Pflanze nur 25 bis 45 cm hoch, sie ist aber umso robuster und verträgt klirrende Temperaturen bis zu –40 °C. Aus den sich im Mai öffnenden Blüten bilden sich im Juli und August anfangs dunkelrote und zur Fruchtreife orange-bernsteinfarbene Sammelfrüchte mit leicht herben Geschmack, die frisch gepflückt vernascht oder beispielsweise zu Marmelade verarbeitet werden können.

Tipps zu Standort und Pflege

Gemäß ihrer Herkunft gedeiht die Moltebeere an einem kühlen, halbschattigen Standort am besten. Weitaus entscheidender für den Kulturerfolg sind jedoch nicht die klimatischen Faktoren, sondern die Bodenbedingungen: Der Untergrund sollte lehmig und trotzdem durchlässig sein. Der pH-Wert sollte stets zwischen 3,5 und 5 liegen, also im sauren Bereich. Mit salzhaltigen und kalkreichen Böden kann sich die Sumpfbrombeere demnach nicht anfreunden. Zudem darf die Pflanze nie austrocknen, der Standort muss daher von Natur aus feucht (aber nicht staunass!) oder regelmäßig gegossen werden.

Wegen der ähnlichen Standortbedingungen passt die Moltebeere beispielsweise als Bodendecker zu Heidelbeeren oder anderen Moorbeetpflanzen wie Rhododendron. Weil sich Moltebeeren über kriechende Rhizome ausbreiten, ist ein Pflanzabstand von 1 m völlig ausreichend. Mit der Zeit bildet die Pflanze einen dichten Teppich. Eine Mulchschicht aus Nadeln oder Häckselgut verhindert bis dahin das Austrocknen des Bodens. Bei optimalen Bodenbedingungen ist keine Düngung notwendig, ansonsten ist sparsam dosierter Beerendünger ideal.

Ernte und Verarbeitung

Wichtig zu wissen ist, dass die Moltebeere zweihäusig ist. Die Pflanzen tragen also entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten. Daher kommt es vor, dass reich blühende (männliche) Exemplare dennoch keine Beeren tragen, denn Früchte entwickeln sich nur aus den weiblichen Blüten. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten.

Eine (weibliche) Pflanze trägt nur eine einzige Beere. Der optimale Erntezeitpunkt ist gekommen, sobald sich die äußeren Blütenhüllblätter öffnen und die orangefarbene Frucht freigeben. Das ist in der Regel im Juli oder August der Fall. Vollreife Beeren sind sehr weich und druckempfindlich. Doch selbst unreife, rote Beeren können geerntet werden – sie reifen innerhalb von wenigen Tagen nach.

So gesund sind Moltebeeren

Wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes war die Moltebeere ein wichtiges Nahrungsmittel der Inuit und der Wikinger gegen Skorbut. Als Heilpflanze wird sie u. a. als Antibiotikum, gegen Kreislaufbeschwerden, Gicht und beispielsweise bei Verbrennungen und Hauterkrankungen eingesetzt. Die Beeren sind ein starkes Antioxidans und stärken das Immunsystem, die Blätter und Wurzeln werden gegen Nierensteine und Nierenentzündungen verwendet.