Duft-Schneeball (Viburnum farreri), Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum), Zaubernuss (Hamamelis), Winter-Heckenkirsche (Lonicera), Christrose (Helleborus) und Schneeglöckchen (Galanthus) – sie alle haben eines gemeinsam: Sie gehören zu den Winterblühern. Aber warum suchen sie sich gerade diese kalte und insektenarme Zeit aus, um ihre Blüten zu öffnen?
Blüte im Winter: Das sind die Vorteile
Für Pflanzen, deren natürliche Bestäubung durch den Wind erfolgt, spielt die Jahreszeit nur eine untergeordnete Rolle. Für sie ist das windige Winterwetter in Zusammenhang mit den laublosen Ästen vieler Gehölze sogar von Vorteil: Keine Blätter fangen die umherfliegenden Pollen ab. Im zeitigen Frühjahr blühende Stauden, etwa Schneeglöckchen oder Winterling, nutzen zudem das kurze sonnige Zeitfenster, bevor die Gehölze ihr beschattendes Blätterdach ausbilden.
Selbst für Arten, die sich von Insekten bestäuben lassen, kann die Blütezeit im Winter von Vorteil sein – schließlich ist dann die Konkurrenz durch andere blühende Pflanzen geringer. Sie müssen also weniger durch Farbe und Duft auf sich aufmerksam machen, da das Angebot ohnehin überschaubar ist. Und das spart Energie. Dafür sind winterblühende Pflanzen hinsichtlich der Insekten nicht wählerisch: Ihre Bestäubung funktioniert, egal ob Biene, Hummel, Käfer oder Fliege vorbeisurrt. Und das ist auch wichtig, denn bei niedrigen Temperaturen sind naturgemäß nur wenige Insekten unterwegs. Diese aber freuen sich umso mehr über „frische“ Blüten.
Startvorsprung für die Samen
Im Falle einer erfolgreichen Bestäubung haben winterblühende Pflanzen ihre Samen bereits entwickelt, wenn andere erst zu blühen beginnen. Das kann ein weiterer Vorteil sein, denn im Frühjahr ist der Boden noch kahler – es herrscht weniger Wachstumsdruck durch andere Mitstreiter.
Erfrieren die Blüten nicht bei Minusgraden?
Die Frage ist berechtigt, schließlich fallen im Frühjahr viele Blüten den Spätfrösten zum Opfer. Winterblühern aber macht Frost nichts aus. Zum einen bilden sie ein eigenes „Frostschutzmittel“, sobald die Temperaturen sinken: Statt Glukose produzieren sie Glycerin, das im Wasser der Zellen gelöst wird.
Zum anderen bilden viele Winterblüher über mehrere Monate hinweg eine Vielzahl an neuen Blütenknospen. Die Chance, dass die Witterung innerhalb dieses Zeitraums passt und die Bestäubung klappt, ist dadurch größer.