Spechtschäden an der Fassade? So beugen Sie vor

Ein Artikel von Christiane Bartal | 23.10.2023 - 16:04
shutterstock_1955108953.jpg

Zum Leidwesen der Hausbesitzer lieben Spechte gedämmte, unverkleidete Fassaden – diese sind die ideal, um mit wenig Aufwand Schlaf- und Bruthöhlen zu bauen. Wegen der besseren Rundumsicht sind besonders häufig die Hausecken betroffen © ChBsc/Shutterstock

Normalerweise suchen Spechte Bäume auf, um darin ihre Brut- und Schlafhöhlen zu bauen und im morschen Holz nach Insektenlarven zu suchen. Was also suchen Spechte an unseren Hausfassaden?
Es ist der hohle Klang der gedämmten Fassaden, der für Spechte nach einem vermodernden, leicht bearbeitbaren Baumstamm klingt. Wärmedämmfassaden eignen sich im Übrigen mindestens ebenso gut für den Bau von Schlaf- und Bruthöhlen, weshalb Spechte rasch Gefallen daran finden. Der dünne Verputz entspricht quasi der Baumrinde, das weiche Isoliermaterial dem morschen Holz.

Häufig ist es nicht der Hunger nach saftigen Larven, der die Spechte antreibt, sondern die Suche junger Buntspechte nach neuen Revieren (seltener sind Schwarz- und Grünspechte die Verursacher von Fassadenschäden). Vor allem im Herbst, nach den ersten kühleren Nächten, kann man Jungvögel beim „Zimmern“ neuer Schlafhöhlen beobachten sowie im Frühjahr vor der Brutzeit, wenn sie Höhlen für den Nachwuchs bezugsfertig machen.

Es sind v. a. Hauskanten und der Bereich um die Fenster, an denen sich Spechte durch die Fassade klopfen und mitunter große Löcher und ganze Höhlungen hinterlassen. Oft beginnen die findigen Vögel mit dem Bau mehrerer Höhlen und suchen dann die geeignetste aus, um sie zu vollenden. Sie folgen damit ihrem natürlichen Trieb – jedoch sehr zum Ärger der Hausbesitzer.

Wie Sie Spechte von der Fassade fernhalten können

Gerade in waldreichen Gebieten und in der Nähe von größeren Baumbeständen „verklopfen“ sich Spechte gerne an Hausfassaden. Fallen noch die letzten Altbäume Fällungen zum Opfer, weichen Spechte immer öfter auf Gebäude aus, in denen sie mit deutlich weniger Aufwand geeignete Höhlen bauen können. Diese Maßnahmen können helfen:

Rasche, kurzfristige Lösungen:

  • Windspiele und Windräder an den betroffenen Stellen anbringen
  • Lichtreflexierende Girlanden aus Alublechstreifen, schmalen Spiegelfolien, Spiegelfalzen oder CDs anbringen, die sich im Wind bewegen – möglichst dicht und großflächig, damit die Spechte nicht auf andere Fassadenbereiche ausweichen (z. B. an einer langen, waagrecht gespannten Schnur über die gesamte Hausbreite mit Draht montiert)
  • Specht- und Greifvogelattrappen (für eine kurzfristige Lösung – häufig gewöhnen sich die Spechte daran, daher sollten die Attrappen häufiger gewechselt oder umgesetzt werden)

Präventive, dauerhaftere Lösungen:

  • Stärkere Mineralputze (mind. 2 cm dick) oder sehr glatte, harte Putze aufbringen, an denen die Spechte weniger Gefallen und schwerer Halt finden
  • Fassaden mit einer glatten oder harten Verkleidung versehen (z. B. Metall, Faserzementplatten, Klinker oder Naturstein)
  • Hausecken mit einem Metallblech verkleiden
  • Hausecken mit einem Metallgitter unter dem Verputz versehen
  • Fassade begrünen
  • Altbäume in der Umgebung erhalten – sie dienen Spechten als natürliche Brut- und Schlafstätten. Wenn alte Bäume aus Sicherheitsgründen entfernt werden müssen, sollten zumindest 2 bis 3 m Stamm stehen bleiben.
shutterstock_2361452357.jpg

Greifvogelattrappen helfen meist nur kurze Zeit. Die klugen Spechte merken rasch, dass keine Gefahr von ihnen ausgeht und setzen den Höhlenbau an der Fassade fort © Beekeepx/Shutterstock

Was tun mit bewohnten Höhlen?

Bewohnte Specht-Bruthöhlen stehen unter Schutz und dürfen nicht mutwillig zerstört oder verschlossen werden! Das bedeutet: Sanierungsmaßnahmen an der beschädigten Fassade dürfen in diesem Fall erst nach der Brutzeit (ab August) durchgeführt werden, andernfalls riskiert man eine Anzeige bei der örtlich zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde.

Handelt es sich lediglich um eine Schlafhöhle (in die sich erwachsene Tiere nachts zurückziehen), können die Spechte durch regelmäßige nächtliche Störungen (z. B. durch Klopfen, Klatschen oder Ausleuchten) zum Umzug in eine andere Schlafhöhle ermutigt werden. Befindet sich mit Sicherheit kein Vogel darin, kann das Loch kurzfristig beispielsweise mit einem feinen Drahtgitter bzw. einer wasserdichten Kunststoffabdeckung verschlossen werden.

Warum keine Nistkästen helfen

Spechte sind spezialisiert darauf, ihre Brut- und Schlafhöhlen selber zu bauen. Sie nehmen deshalb – im Gegensatz zu anderen Höhlenbrütern wie Meisen – zur Verfügung gestellte Nistkästen i. d. R. nicht an.