Gleich mal vorweg: Der Käfer (Lytta vesicatoria) kommt in Österreich vor allem im warmen Osten und Süden vor und ist vor allem in Südeuropa häufig anzutreffen. Durch die heißeren Sommer verlagert sich sein Verbreitungsgebiet aber weiter nördlich. In Mitteleuropa kommt er nur selten vor (bis in eine Höhe von 1.700 m) und wird daher als Schädling noch nicht so wahrgenommen, obwohl er dann beträchtliche Fraßschäden verursachen kann. Vor allem die Esche und der Liguster haben es ihm angetan, aber auch Pappel, Holunder, Flieder, Ahorn und Ölbaum. In Massen kann er ganze Bäume kahlfressen.
Die Käfer können einen üblen Geruch absondern, was u. a. auf den Inhaltsstoff Cantharidin beruht, das auch für die Verwendung als Potenzmittel verantwortlich ist. Der Käfer wird dabei zu Pulver zermahlen und der Wirkstoff Cantharidin kommt auch noch bei vielen anderen Arten der Ölkäfer vor. Es ist ein starkes Reizgift, das auf der Haut Blasen bildet und bei oraler Einnahme zu Nierenversagen führen kann. Für den Menschen sind 0,03 g des Giftes tödlich. Daher wurde die Spanische Fliege früher auch im antiken Griechenland als Tötungsgift bei Hinrichtungen und für heimliche Mordanschläge verwendet.
Die Potenzsteigerung erfolgt durch eine massive Reizung der Harnwege, die zu einer starken Erektion bis hin zu einer schmerzhaften Dauererektion führen kann. Allerdings wird das sexuelle Verlangen nicht gesteigert, da es sich nicht um ein Aphrodisiakum handelt.
Und was hat der Käfer jetzt mit der „Spanischen Fliege“ zu tun? Zahlreiche Giftmorde an den königlichen Höfen gehen auf das Konto des metallisch-grünen Ölkäfers. Und viele dieser Giftmorde wurden nicht aufgeklärt, da der Tod dem Liebeshunger des Opfers zugeschrieben werden oder die Begleitumstände so peinlich waren, dass eine andere Todesursache vorgeschoben wurde. Speziell an den Höfen der letzten spanischen Habsburger brachten es die Intriganten in der Kunst der gezielten Überdosierung zu meisterlichen Vollendungen – wohl daher kommt die Bezeichnung „spanisch“ ...