Was für Gartenbesitzer höchstens ein lästiges Unkraut ist, kann für Hunde- und Katzenhalter zum ernsten Problem werden: Die Mäuse-Gerste (Hordeum murinum), ein wilder Verwandter der Getreide-Gerste, wächst mit Vorliebe auf Wiesen, an Wegrändern, auf Verkehrsinseln und Grünstreifen, an Bahndämmen und als „Unkraut“ zwischen Pflasterfugen und entlang von Mauern. Insbesondere im städtischen Bereich kommt es häufig vor. Es kann von Mai bis Oktober blühen bzw. fruchten, wobei dem anspruchslosen, ursprünglich im Mittelmeerraum und Kleinasien beheimateten Gras heiße und trockene Sommer nur entgegenkommen.
Problematisch sind die begrannten Früchte des bis zu 40 cm hohen Süßgrases. Wenn die Samen reif sind, zerfallen die gerstenartigen Ähren zu einzelnen Samen, die im Vorbeigehen mit ihren langen Grannen am Fell von Tieren oder an unserer Kleidung hängen bleiben. Das ist die natürliche Ausbreitungsstrategie der Mäuse-Gerste, wie sie in der Pflanzenwelt weit verbreitet ist. Heimtückisch sind jedoch die Widerhaken der Grannen, die auch buchstäblich „unter die Haut gehen“ und schmerzhafte Entzündungen verursachen können.
Mitbringsel vom Spaziergang: widerspenstige Grannen im Fell
Die im Fell verfangenen Grannen lösen zunächst einen Juckreiz aus. Die Tiere versuchen durch Schütteln, Kratzen und Wälzen auf dem Boden die lästigen Samenanhängsel wieder abzubekommen – mit der Folge, dass die begrannten Samen immer tiefer in das Fell gelangen, schließlich (wenn sie nicht rechtzeitig entfernt werden) die Haut durchdringen und so unbemerkt schwere Entzündungen und Abszesse hervorrufen können. Im schlimmsten Fall „wandern“ die Grannen weiter durch den Körper.
Heuer, der Sommer 2023, dürfte wieder ein starkes Mäuse-Gerste-Jahr sein, wie viele Tierärzte und Haustierhalter bestätigen. Sobald die Grannen die Haut durchbohrt haben, hilft nur mehr der Gang zum Tierarzt, um die widerborstigen Samen fachgerecht und gegebenenfalls operativ zu entfernen.
Weil die Grannen überall „reinschlüpfen“, werden die Samen der Mäuse-Gerste im österreichischen Volksmund auch „Schliafhansl“ genannt.
Wie kann ich mein Tier schützen?
• Meiden Sie für den Spaziergang mit Ihrem Hund Strecken, an denen die Mäuse-Gerste wissentlich vorkommt.
• Bürsten Sie das Tier nach dem Spaziergang oder Freigang und suchen Sie es dabei sorgfältig nach den Grannen ab. Festsetzen können sich die Samen der Mäuse-Gerste grundsätzlich überall. Bei Hunden und Katzen besonders häufig betroffen sind die Pfoten, Nase, Augen, Ohren und der Genitalbereich. Ist eine Pfote von einer festsitzenden Granne betroffen, macht sich das durch Anschwellen der Pfote und durch Lahmheit bemerkbar. Achten Sie an den Pfoten besonders auf die Zehenzwischenräume und kontrollieren Sie auch die (Schlapp-)Ohren genau. Hat sich eine Granne in ein Ohr verirrt, schütteln Hunde oder Katzen wiederholt den Kopf, halten ihn schief oder kratzen sich. Insbesondere beim Ohr ist rasches Handeln angesagt, um das Durchbohren der Grannen durch das Trommelfell zu verhindern. Bei langhaarigen Hunden kann das Kürzen des Fells, u. a. zwischen den Pfoten und an der Innenseite der Ohren, hilfreich sein.
• Aus ökologischer Sicht hat die Mäuse-Gerste durchaus einen Wert, denn sie dient Schmetterlingsraupen als Futterpflanze. Wenn Sie jedoch einen Hund besitzen oder Katzen durch Ihren Garten streunen, sollten Sie ein Aufkommen des Wildgrases in Ihrem Garten vermeiden.
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