Sonnenblumen sehen nicht nur aus wie kleine leuchtend gelbe „Sonnen“ – sie beten sie auch regelrecht an, zumindest im Jugendstadium. Soll heißen: Sie drehen ihre Köpfe Tag für Tag stets zur Sonne – von Ost nach West. Diese besondere Eigenschaft nennen Fachleute „Heliotropismus“. Der Vorteil für die Pflanze liegt darin, dass sie das Sonnenlicht so effizienter für die Photosynthese nutzen kann.
Möglich macht dieses Phänomen eine Zellstreckung innerhalb des Stängels direkt unterhalb des Blütenkopfes, die allerdings nur jeweils auf der sonnenabgewandten Seite stattfindet. Dadurch ändert sich die Neigung des Blütenkopfes und somit die Ausrichtung zur Sonne. Während der Nachtstunden schwenkt der Kopf dann wieder Richtung Osten, um für den Sonnenaufgang bereit zu sein.
Diese Drehbewegung ist nur an jungen Sonnenblumen zu beobachten. Ausgewachsene Pflanzen sind stets Richtung Osten ausgerichtet. Beobachten Sie die Sonnenblumen beim nächsten Spaziergang also ruhig genauer!
Wie merken sich das die Sonnenblumen?
Forscher an der University of California in Davis/USA hat interessiert, wie die Sonnenblumen den Sonnenaufgang im Osten „erwarten“ können. Haben sie ein lernfähiges „Gedächtnis“?
Dazu zogen die Wissenschafter Sonnenblumen in Töpfen heran. Zunächst waren sie im Freien tagelang dem natürlichen Sonnenstand ausgesetzt und folgten ihm. Dann wurden sie in ein von außen abgeschirmtes Gewächshaus mit künstlicher, fixer Lichtquelle gestellt, die ständig leuchtete.
Das Ergebnis: Anfangs behielten die Sonnenblumen die Drehbewegung von Ost nach West bei, bis sie schließlich zur Lichtquelle ausgerichtet verharrten. Für die Forscher war das der Beweis, dass die Drehbewegung der Sonnenblumen auf dem Zusammenspiel zweier Steuermechanismen beruht: einem durch Photorezeptoren regulierten und einem, der einer inneren Uhr folgt. Diese innere Uhr bewirkt die unterschiedliche Zellstreckung um den Pflanzenstängel in einem regelmäßigen Rhythmus.