Guttation: Warum manche Pflanzen „weinen“

Ein Artikel von Christiane Bartal | 12.08.2020 - 16:57
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Guttationstropfen treten gewöhnlich an den Blatträndern und -spitzen auf. Sie sind eine natürliche Form der Transpiration © Tim photo-video/Shutterstock.com

Wenn sich auf den Blättern mancher Pflanzen Tropfen bilden, ist das nichts anderes als eine natürliche Form der Transpiration, die man Guttation nennt (lat. gutta = Tropfen). Normalerweise sondern Pflanzen überschüssiges Wasser als Wasserdampf ab, den wir nicht unmittelbar wahrnehmen. Ist die Luftfeuchtigkeit in der Umgebung jedoch sehr hoch, dann sondern sie kleine Tröpfchen über spezielle Drüsenzellen in den Blättern (Hydrathoden) ab – es macht den Anschein, als würden sie „weinen“, dabei „schwitzen“ sie lediglich.

Wann ist das zu beobachten?

Dieses Phänomen ist daher häufig morgens nach Nächten mit hoher Luftfeuchtigkeit, wenn der Boden sehr feucht und wärmer als die Luft ist und an warmen Tagen nach starkem Regen zu beobachten. Dann blinzeln an den Blattspitzen und -rändern kleine Tröpfchen, wodurch die Blätter fast magisch aussehen. Besonders an Gräsern und den Blättern von Frauenmantel, Kapuzinerkresse, Erdbeere und Schachtelhalm lässt sich das gut beobachten.

Warum macht das die Pflanze?

Durch Guttation hält die Pflanze trotz Wassersättigung den Wassersog aufrecht, der notwendig ist, um den Nährstofftransport aus dem Boden zu gewährleisten. Einer der wesentlichen Mechanismen des Wasser- und Nährstofftransportes ist nämlich die Transpiration. Dadurch entsteht ein Unterdruck, der das Wasser aus der Erde durch die Wurzeln hinauf„pumpt“.

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Im Gegensatz zu Tautropfen stammen Guttationstropfen aus dem Blattinneren und treten durch spezielle Drüsenzellen aus © schankz/Shutterstock.com

Was ist der Unterschied zu Tautropfen?

Frühtau tritt ebenfalls häufig in den frühen Morgenstunden auf, er entsteht aber anders: Wenn durch die Abkühlung in der Nacht der Taupunkt unterschritten wird, kondensiert der überschüssige Wasserdampf in der Luft zu kleinen Tröpfchen und legt sich u. a. auf den Blättern ab. Tautropfen sind daher Wasser aus der Luft, während Guttationstropfen aus dem Inneren des Blattes entstehen.

Ob es sich um einen Tautropfen oder um einen echten Guttationstropfen handelt, können Sie feststellen, indem Sie davon kosten: Guttationstropfen schmecken anders als gewöhnliches Wasser, weil darin auch Pflanzensäfte gelöst sind.