Wie eine behäbige Drohne fliegt das schwarze, brummende Insekt von Blüte zu Blüte. Bei diesem unbekannten Flugobjekt handelt es sich um Große Holzbiene (Xylocopa violacea), auch als Blaue oder Violette Holzbiene bekannt. Wegen ihrer weitgehend schwarzen Körperfarbe und Größe ist die größte heimische Bienenart eindeutig erkennbar und kann mit keiner anderen Bienengattung verwechselt werden, auch wenn sie mit ihrem dicht behaarten Körper auf den ersten Blick eher an eine Hummel erinnert.
Die Begegnung mit einer Holzbiene gibt Anlass zur Freude, denn sie ist ein Zeichen dafür, dass Sie in Ihrem Garten alles richtig machen! Der eher seltene Gast im Garten kommt nur, wenn Sie auf eine entsprechend blütenreiche und nützlingsfreundliche Gestaltung Wert legen. Keine Angst: Trotz ihrer Größe ist die Große Holzbiene dem Menschen gegenüber völlig harmlos. Im Gegensatz zur Honigbiene leben Holzbienen nicht in einem Staat, sondern sind Einzelgänger. Sie sind sehr friedliebend, auch wenn die Weibchen einen Stachel haben, den sie nur im Notfall einsetzen – etwa zur Verteidigung des Nestes oder wenn man sie ärgert.
Ortstreuer Gartenbesucher
Wie inzwischen viele andere Insekten auch, gehört die Große Holzbiene zu den Einwanderern, die im Mittelmeerraum sehr häufig anzutreffen sind und sich durch die Klimaerwärmung in den milden Regionen weiter nördlich verbreiten. Die Holzbiene ist ausgesprochen wärmeliebend und nistet bevorzugt an Standorten mit Steppencharakter. In Österreich (v. a. im pannonischen Raum) ist sie bereits seit mehreren Jahren häufig anzutreffen. Sie kommt zwar meistens an Stellen vor, die von menschlicher Tätigkeit noch nicht sehr gestört wurden, fliegt aber auch in die Gärten und Parks von Großstädten.
Beobachten kann man die bis zu 28 mm große Holzbiene, die damit größer als alle anderen heimischen Bienen ist, in milden Wintern bereits ab Ende Februar oder im März, wenn die Biene aus ihrem Winterschlaf erwacht. Sie ist dann bis in den Juli hinein unterwegs, ehe ab August die nächste junge Generation fliegt. Im Herbst suchen sich die Bienen einen trockenen, warmen Ort – etwa in Mauer- oder Holzspalten, wo sie als erwachsenes Tier überwintern. Wenn sich die Große Holzbiene erst einmal im Garten eingefunden hat, ist sie ziemlich ortstreu. Sie legt ihre Eier gerne in dem Gebiet ab, wo sie auch selbst aus der Puppenhülle geschlüpft ist.
Was brauchen Holzbienen?
Generell bevorzugen Holzbienen sonnenbeschienene Biotope mit starkem Totholzvorkommen und großer Blütenvielfalt. Dazu zählen strukturreiche Streuobstwiesen genauso wie naturnahe Gärten, Parkanlagen und lichte Waldränder.
Die Solitärbienen sind fleißige Nektar- sowie Pollensammler, wobei Muskateller-Salbei auf sie wie ein Magnet wirkt. Anzutreffen sind sie v. a. auf Korbblütlern, Schmetterlingsblütlern und Lippenblütlern. Zu beobachten sind sie auch an Blauregen, Natternkopf, Weiden oder Phlox. Kommen sie nicht an den begehrten Nektar, wird die Blüte – ähnlich wie bei Hummeln – zerschnitten, um ihn zu erreichen.
Der Gattungsname Xylocopa bedeutet „die Holzschneidenden“. Das kommt daher, weil Holzbienen ihre Nistgänge in totem Holz anlegen. Ihre Nester legt das Weibchen nach der Paarung Ende April in die Röhren, die es mit ihren kräftig ausgeprägten Mundwerkzeugen selbst nagt. Für die Kinderstube benötigt die Große Holzbiene abgestorbenes, hartes (nicht morsches!), von der Sonne beschienenes Holz, wobei sie wenig wählerisch ist. Das können etwa ein abgestorbener Ast eines Obstbaumes sein, in den sie Niströhren nagt, aber auch ein Pfahl oder Balken, ein dicker Pflanzenstängel oder sogar ein Zunderschwamm. Holz, das mit Lasuren oder Lack gestrichen ist, wird nicht besiedelt. Totholzbereiche im Garten sind die beste Möglichkeit, um dem Insekt ein geeignetes Quartier anzubieten.
Die geschlüpften, madenartigen Larven, die sich vom Kuchenpaket ernähren, sind schon nach drei Wochen ausgewachsen und verpuppen sich, ohne einen Kokon zu spinnen. Die Entwicklung vom Ei bis zum Schlüpfen der Biene dauert nur etwa zehn Wochen. Ungewöhnlich für Solitärbienen ist die lange Lebensdauer der Weibchen, die häufig gemeinsam mit ihren Nachkommen in einem Nest leben. Die Überwinterung erfolgt entweder einzeln oder in kleinen Gruppen in Mauer- und Holzspalten, selbst gegrabenen Erdlöchern oder in den Nestern, in denen sie geschlüpft sind.