Osagedorn: Tennisbälle aus dem Pflanzenreich

Ein Artikel von GARTEN+HAUS | 27.09.2021 - 15:14
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Die tennisballähnlichen Früchte des Osagedorns enthalten einen Milchsaft, der Haut­reizungen verursachen kann © IgorMarch/Shutterstock

Bei den rätselhaften Früchten handelt es sich um die Früchte des Osagedorn-Baumes (Maclura pomifera), auch Milchorangen- oder Tennisballbaum genannt. Die Frucht ist ungenießbar, hart und doch so schwer, dass dann zeitweise in öffentlichen Anlagen der Weg ­darunter wegen Verletzungsgefahr durch herabfallende Früchte gesperrt werden muss.

Die Frucht duftet aromatisch und eignet sich zum Dekorieren in Schalen mit anderen herbstlichen Gartenfrüchten wie Lampionblumen oder Stachelgurken. Aber Vorsicht, denn der klebrige Milchsaft, den die Früchte enthalten, ist giftig und kann Hautallergien verursachen. Das ist auch der Grund, warum die Früchte von keinem Tier gefressen werden. Gelegentlich naschen Eichhörnchen daran, um an die Samen zu gelangen.

Symbiose mit Mammuts

Stellt sich natürlich die Frage, warum sich der Baum im Laufe seiner Evolution dazu entschieden hat, so große Früchte mit versteckten kleinen Samen auszubilden, wenn sie von keinem Tier vernascht werden. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge waren die bevorzugten Partner Mammuts, Riesennashörner und Riesenfaultiere, die sich sehr wohl von den Früchten ernährten, mittlerweile jedoch alle ausgestorben sind.

Die ursprüngliche Heimat des Osagedorns ist Nordamerika im Gebiet von Texas, ­Arkansas und Oklahoma. Seinen Namen hat er von den ebenfalls dort beheimateten Osage, einem Indianerstamm, der zur Gruppe der Sioux zählt. Auch die kräftigen, spitzen Dornen des Baumes finden sich in seinem Namen wieder, derentwegen er gerne als Abgrenzung von Grundstücken Verwendung findet.

Der Baum selbst wird bis zu 18 m hoch und wächst relativ langsam, was ihn zu einem begehrten Holzlieferanten macht. Das grellorange Holz ist in seiner Eigenschaft zäh und hart, trotzdem jedoch elastisch genug, dass es sich für die indigenen Völker ideal zur Herstellung von Bögen eignet. Für die Bogenbauer der Sioux, Komantschen und anderer Indianerstämme wurde noch im frühen 19. Jh. ein guter Osage-­Bogen wertvoller als ein Pferd eingeschätzt.

In Wien finden sich Bäume beispielsweise im Botanischen Garten Schönbrunn, im Prater oder in der Sterngasse im 23. Bezirk, aber auch im Botanischen Garten Graz und im Volksgarten Linz.