Dies lässt sich anhand von Kirschkernen nachweisen, die zum Beispiel am Nordrand der Alpen gefunden wurden und sich auf die Steinzeit datieren lassen. Schon früh wurde die Kirsche zudem kultiviert – bereits im vierten Jahrhundert vor Christus – so etwa am Südufer des Schwarzen Meeres. Von dort gelangten die ersten Kulturkirschen nach Rom, von wo aus sie sich schnell fast überall in Europa verbreiteten. Rund 62.000 Tonnen der süßen Früchte wurden 2009 geerntet – nicht gezählt die Mengen, die in Privatgärten reifen.
Üppig in Weiß
Noch bevor sich das Laub zeigt, öffnet die Vogelkirsche meist im April ihre Blüten: Die über und über mit einer hauchzarten Blütenwolke bedeckte Krone ist weithin sichtbar und wirkt leicht und ätherisch, leuchtet sie doch strahlend weiß durch die ansonsten um diese Jahreszeit noch kahlen Baumbestände. Rund eine Million Blüten wurden schon auf einem einzigen Baum gezählt! Vor allem in Japan gilt die weiße Pracht als Vorbote des Frühlings und wird im „Hanami“ (Kirschblütenfest) mit der ganzen Familie, mit Freunden oder Kollegen gefeiert. Auch mancherorts in Deutschland sind der Schönheit der Kirschblüte Feste gewidmet. Je nach Wetter blüht der Kirschbaum nur eine Woche – dies macht das Blütenmeer ebenfalls zu etwas Besonderem. Wenn keine Spätfröste seine fragilen Blüten bedroht, sammelt der Kirschbaum in den folgenden Wochen Kraft, um seine Früchte zu entwickeln. Süßkirschen werden vor allem in Baden-Württemberg angebaut, wo das Klima gemäßigt ist. Weitere Anbaugebiete sind Rheinland-Pfalz, Sachsen, Thüringen, Niedersachsen und Bayern.
Prall in Rot
Insgesamt werden in Deutschland auf 5.430 Hektar Süßkirschen erzeugt. Ab Juli ist es dann soweit: die reifen Früchte können geerntet werden. Die rot-schwärzlichen Früchtchen der wilden Vogel-Kirsche sind kugelig und etwas mehr als erbsengroß. Sie wachsen an langen Stielen und schmecken bittersüß. Das macht sie bei Vögeln beliebt, die im Gegenzug dafür die Verbreitung des wilden Gehölzes übernehmen. Der Kirschkernbeißer – ebenfalls ein Vogel – tut diesen Gefallen nicht, bevorzugt er doch vor allem das harte Innere der Frucht. Bei den Süßkirschen gibt es Hunderte von Sorten, die zu unterschiedlichen Zeiten im Sommer blühen. Zwischen den frühen und den späten Sorten liegen etwa acht Wochen! Man unterscheidet zwischen den weichfleischigen, saftigen Herzkirschen (Prunus avium subsp. juliana) und den knackigen Knorpelkirschen (Prunus avium subsp. duracina). Herzkirschen haben eine besonders dunkle Farbe, während Knorpelkirschen eher rötlich-gelb ausreifen. Als wichtigste Zutat der Schwarzwälder Kirschtorte oder der Roten Grütze sind beide geeignet! Oder aber man nascht sie direkt vom Baum. Die Früchte sind jedoch nicht nur lecker, sondern darüber hinaus auch gesund: Kirschen enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe wie Kalium und Eisen und sind dabei fast kalorienfrei. 100 Gramm Kirschen haben nicht einmal 60 Kilokalorien.
Feurig in Gold
Wenn die Tage kürzer werden und die letzte Kirsche längst geerntet ist, beginnen sich die Blätter des Kirschbaums zu verfärben: eindrucksvoll leuchten sie in warmen Goldtönen, rot und orange. Sogar im Winter ist das Gehölz noch reizvoll: Die Rinde kann eine charakteristische dunkelrot oder graubraun glänzende Oberfläche entwickeln und ringelt sich wie bei der Birke waagerecht vom Stamm. Die am Boden liegenden Kirschkerne dienen Dachsen und Mäusen als Wintervorrat. Mancher Kern bleibt dabei übrig und trägt dazu bei, den Kirschbaum weiter zu verbreiten. Darüber hinaus könnte der Vogel-Kirsche auch ihre Toleranz gegenüber Hitze und Trockenheit beim derzeitigen Klimawandel helfen, größere Areale zu besiedeln. Weitere Informationen zur Kirsche, dem Baum des Jahres 2010, erhalten Sie auf www.baum-des-jahres.de .