Viviparie - lebend gebärende Pflanzen

Ein Artikel von Denise Wachschütz | 31.03.2025 - 11:10
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Viviparie ist ein aus dem Lateinischen kommende Begriff, der „Lebendgeburt“ bedeutet und sowohl für Pflanzen als auch für Tiere verwendet werden kann. Bei Säugetieren, wie auch uns Menschen, kommt Viviparie fast immer vor: Der Nachwuchs wird im Mutterleib ernährt und lebend geboren. Eine Ausnahme bildet hier übrigens das Schnabeltier – es ist ein eierlegendes Säugetier. Einige Pflanzen sind ebenfalls vivipar. Keimende Samen an Früchten, die noch mit der Mutterpflanze verbunden sind, gelten als lebendgeboren. Wird durch eine zufällige Genmutation das Pflanzenhormon Abscisinsäure zu früh abgebaut, wird die Keimruhe aufgehoben und der Samen beginnt zu keimen.

Bei Pflanzen kann man zwischen unechter und echter Viviparie unterscheiden. Bei echter Viviparie findet die normale geschlechtliche Fortpflanzung statt. Unechte Viviparie dagegen ist eine Form der vegetativen Vermehrung, das heißt die entstehende Pflanze trägt dasselbe Erbgut wie die Mutterpflanze. Diese Form wird von Pflanzen zur Verbreitung genutzt.

Bei welchen Pflanzen kommt Viviparie vor?

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Theoretisch kann die „Lebendgeburt“ bei jeder Pflanze vorkommen, die Früchte bildet. Im Allgemeinen handelt es sich dabei vermutlich um eine zufällige genetische Mutation und ist ein eher seltenes Ereignis. Bei Äpfeln, Tomaten, Mais und Erdbeeren wurde Viviparie schon ab und zu beobachtet. Keimende Tomatensamen sollte man aber entfernen, da sie einen giftigen Stoff namens Solanin enthalten. Das gilt für alle Pflanzen der Nachtschattengewächse. Erlebt man Viviparie bei einer Pflanze, so kann man aus den Keimlingen neue Pflanzen ziehen. Um die Keimlinge nicht zu beschädigen, zerteilt man vorsichtig die Frucht und setzt sie mitsamt etwas Fruchtfleisch in die Erde.

Einige Pflanzen setzen Viviparie auch als gezielte Fortpflanzungsstrategie ein, um bei ihrer Verbreitung verbesserte Chancen zu haben. Die Rote Mangrove (Rhizophora mangle) wächst direkt am und im Wasser tropischer Küsten. Sie bildet Früchte, die noch am Mutterbaum zu Keimlingen heranwachsen und dann abfallen. Mit ihrer Schwimmfähigkeit können sie lange im Wasser weitergetragen werden, bis sie an einem passenden Standort schließlich Wurzeln schlagen.  

Der Knöllchen-Knöterich (Bistorta vivipara) hat seinen Lebensraum in 1.000 bis 3.000 Höhenmetern und erlebt durch die dortigen Bedingungen nur eine kurze Vegetationsperiode. Seine Brutknospen, mit Stärke gefüllte Knöllchen, treiben im Sommer Blättchen aus und fallen im Herbst als fertige Pflänzchen ab, wo sie Wurzeln schlagen.