Ein Paradeiser wird zum Verzehr aufgeschnitten und plötzlich sind da Samen, aus denen sich gerade kleine Keimlinge entwickeln. Was hat es mit diesem Phänomen auf sich? Mehr lesen ...
Die Mischkultur ist keine Erfindung neuzeitlicher Biogärtner, sondern eine natürliche Begebenheit. Überall auf der Erde wachsen Pflanzen in einer bestimmten Gemeinschaft. Monokulturen wie in der Landwirtschaft kennt die Wildnis nicht.
Das Prinzip dieser Lebensgemeinschaften machen sich intelligente Gärtner zunutze. Es gibt Pflanzen, die sich „vertragen“ und solche, die sich „nicht leiden können“. Das liegt an den Stoffen, die von den Pflanzen in den Boden oder in die Luft abgegeben werden. Das Funktionieren dieser „Wohngemeinschaft“ hängt zudem von den Vegetationszeiten der einzelnen Pflanzen ab: Die einen blühen im Frühling, die anderen im Sommer, und die Früchte reifen zu unterschiedlichen Jahreszeiten. In der freien Natur haben sich diese Lebensgemeinschaften allmählich entwickelt, im Garten bestimmt der Gärtner das Nebeneinander.
Harmonisches Miteinander
Mischkultur im Gemüsegarten ist das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrungen und Beobachtungen. In unserer Zeit brauchen Erfahrungswerte aber meist eine wissenschaftliche Bestätigung. An der wird immer noch in Fachabteilungen der Allelopathie (Lehre von der gegenseitigen Beeinflussung verschiedener Pflanzen) gearbeitet. Biogärtner müssen keine Ergebnisse wissenschaftlicher Versuchsreihen abwarten, sie können sich aus Überlieferungen und von eigenen Erfahrungswerten selbst überzeugen. Dabei kommt es auf das harmonische Miteinander ober- und unterhalb der Erde an:
• Frühreifes Gemüse wächst neben Spätentwicklern,
• tief greifende Wurzeln schützen flachwachsende Nachbarn,
• buschige Pflanzen mit breiten Blättern fühlen sich in der Gesellschaft schlanker und hoher Gewächse wohl.
Ob brav in abwechselnder Reihe gesetzt oder einfach wild durcheinander: Bei der Mischkultur braucht es keine „Reihen“. Wenn Platz zwischen zwei Erdbeeren ist, kommt einfach eine Knoblauchzehe dazwischen, und wenn kein Platz da ist, dann kommt der Knoblauch eben in die Reihe daneben. Oder säen Sie Dille in die Gurken-Reihe oder Bohnenkraut in die Buschbohnen-Reihe. Lücken können auch für Kopfsalate dienen. Später, wenn dann alle Salate geerntet sind, können dort wieder Radieschen ausgesät werden. Selbst im Herbst ist dann immer noch die Aussaat von Gründünger wie Spinat, Kresse oder Senf möglich. So wird die Fläche optimal genutzt, Unkräuter, Krankheiten und Schädlinge haben es schwer, sich zu verbreiten. Wichtig für die Mischkultur ist, darauf zu achten, dass die Kulturen zueinander passen.
Viele Pflanzen, wenig Arbeit
Eine dichtere Bepflanzung erfordert eine gute Versorgung mit Kompost und evtl. organischen Düngergaben. Besonders hungrige Gemüsepflanzen, die sogenannten „Starkzehrer“, freuen sich zusätzlich über Brennnesseljauche. Zu den Starkzehrern zählen beispielsweise Paradeiser, Kohl oder Sellerie.
Mittelstarkzehrer sind etwa Karotten, Zwiebeln oder Salat und zu Schwachzehrern zählen Rote Rüben und alle Kräuter. Durch Mischkultur und Fruchtfolgen von Gemüse aus diesen drei Gruppen werden Nährstoffe nicht einseitig wie bei Monokulturen aus dem Boden entnommen. Durch eine unterschiedliche Wurzeltiefe kommen sich die Pflanzen im Boden nicht so schnell in die Quere. Dem Boden zuliebe sollten Sie gegen Ende der Saison auf frei gewordenen Reihen eine Gründüngung einsäen, die den Boden vor Erosion schützt. Die dichte Bepflanzung spart dem Gärtner auch Arbeit, da hier deutlich weniger gemulcht und geharkt werden muss. Zudem braucht man nicht mehr so viel zu gießen, da die Bodendecke geschlossen ist und nicht so rasch austrocknet.
Schädlinge vertreiben
Die richtigen Gemüse-Nachbarn fördern sich nicht nur gegenseitig in Wuchs und Geschmack, sondern halten sich die Schädlinge vom Leibe. Das immer wieder zitierte Paradebeispiel sind Karotten und Zwiebeln, die sich gegenseitig die Fliegen abhalten. Die Pflanzen geben Duftausscheidungen ab, sodass durch den Geruch die Schädlinge gegenseitig abgewendet werden. Manche Pflanzen geben auch Pflanzenwirkstoffe in den Boden ab, sogenannte Phytonzide, die für die Nachbarpflanze im Wachstum hemmend oder fördernd wirken. Für die einfachste Art der Schädlingsbekämpfung leisten Blumen und Kräuter gute Dienste. Die Studentenblume (Tagetes) vertreibt die gefürchteten Nematoden, der angenehme Duft vom Lavendel stinkt jedoch den Ameisen oder Blattläusen.
• Lavendel und Kapuzinerkresse vertreiben durch ihren starken Geruch Ameisen und verringern daher den Lausbefall.
• Petersilie zwischen Paradeisern verbessert deren Aroma.
• Gurken und Häuptelsalat schmecken besser, wenn zwischen den Reihen Knollenfenchel gepflanzt wird.
• Knoblauch bewahrt die Nachbarpflanzen vor Pilzkrankheiten. Das trifft beispielsweise auf Erdbeeren, Karotten, Zucchini, Gurken und Paradeiser zu.
• Spinat zwischen den Reihen von Erdbeeren, Kohl, Radieschen oder Paradeisern fördert durch Wurzelausscheidungen (Saponine) das Wachstum.
• Kräuter sind wichtige Mischkulturpartner. Sie sollten sehr dicht bei den Gemüsepflanzen stehen, um die gewünschten
Effekte wie Verhinderung von Pilz- oder Schädlingsbefall zu bewirken.
• Kamille, Lilien, Mädchenauge, Ringelblumen, Sonnenhut und Tagetes bekämpfen Nematoden und befreien Rosengewächse von parasitierenden Fadenwürmern.
• Lücken, z. B. durch frühreifenden Salat, können durch Nachpflanzungen wieder geschlossen werden.
Kompliziert? Gar nicht!
Sind Sie jetzt verunsichert? Die Mischkultur scheint nämlich auf den ersten Blick etwas kompliziert zu sein. Aber da wir in unserem Beet meist nur wenige Gemüsearten anbauen, haben wir schnell den Dreh raus. Prinzipiell ist wichtig, dass Pflanzen aus derselben Familie nicht nacheinander angebaut werden: Nach Kohl sollte kein Kohlrabi, nach Mangold sollten keine Roten Rüben angebaut werden. Aber das lernt man rasch. Und eines sollten Sie bei der Mischkultur auch nicht außer Acht lassen: Mischkultur-Beete sorgen nicht nur für mehr und besseres Gemüse, sie schauen auch schöner aus als die langweilige Monokultur.