Warum sich Hundehaare nicht als Nistmaterial eignen

Ein Artikel von Christiane Bartal | 14.03.2023 - 14:50
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So flauschig die herausgebürsteten Hundehaare auch sein mögen – für den Bau von Vogelnestern sind sie in größeren Mengen nicht geeignet. Daher bitte im Restmüll entsorgen! © tache/Shutterstock

Gerade zur Zeit des Fellwechsels im Frühjahr kommen beim Bürsten von Hund und Katze regelrechte Berge an Wollhaaren zusammen. Eigentlich das perfekte Nistmaterial für ein kuscheliges Nest, möchte man meinen. Häufig ist zu lesen, man solle Haarbüschel an Sträuchern im Garten drapieren, damit sich Vögel für den Nestbau daran bedienen können. Diese gut gemeinte Maßnahme hat jedoch eine Kehrseite.

Insbesondere längere Haare können sich leicht um die dünnen Beine der Jung- und Altvögel wickeln und zu folgenschweren Abschnürungen führen, wodurch einzelne Zehen oder ganze Gliedmaßen absterben oder Nestlinge am Hals stranguliert werden. Mitunter verheddern sich gleich mehrere Tiere miteinander und verenden. Solche tragischen Fälle kommen leider immer wieder vor, wie Wildtierstationen berichten. Befindet sich zu viel Fellanteil im Nest, drohen auch Erstickungsgefahr oder tödlich endende Verstopfungen durch das Verschlucken der unverdaulichen Wolle.

Unter Verdacht: Auch Antiparasitika können Nestlinge töten

Auch Rückstände von Anti-Zecken-Mitteln, Pflegeprodukten etc. dürften unmittelbare negative Auswirkungen auf die Nestlinge haben, wie eine niederländische Studie durch Zufall herausfand: Eigentlich ging es bei den Untersuchungen darum, der Ursache für das vermehrte Sterben von Kohlmeisennestlingen auf den Grund zu gehen. Unter Verdacht standen zunächst Pestizide zur Bekämpfung des Buchsbaumzünslers, die von den Vögeln über die natürliche Nahrungskette mit den Raupen aufgenommen werden. Tatsächlich dürften jedoch die Haare antiparasitisch behandelter Hunde (mit Mitteln gegen Zecken, Milben, Flöhe etc.) die Ursache sein, wie der Vergleich mit Haarproben aus den Nestern zeigte, die die gleichen bedenklichen Schadstoffe aufwiesen wie die verendeten Jungvögel. Durch die nackte Haut gelangen die Schadstoffe durch den bloßen Kontakt in den Körper der frisch geschlüpften Küken.

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Bitte nicht! Das Drapieren von Fellknäuel im Garten für den Nestbau ist zwar gut gemeint, zu viele Haare im Nest können für die frisch geschlüpften Küken jedoch gefährlich werden
© Andi111/Shutterstock

Haare sind doch etwas Natürliches – wie können sie plötzlich schädlich sein?

Es ist die große Menge, die problematisch ist. Üblicherweise sammeln Singvögel eine bunte Mischung unterschiedlichster Naturmaterialien, die fest zu einem Nest verwoben werden. Da können auch einzelne Haare dabei sein, die in geringem Ausmaß kein Problem sind. Besteht das Nest jedoch fast ausschließlich aus Wolle oder Deckhaaren, ist dies für den Nachwuchs gefährlich. Immer wieder sieht man in der Natur größere Ansammlungen von Tierhaaren, die nach dem Bürsten des Hundes (beispielsweise neben Parkbänken oder am Wegesrand) zurückbleiben. Für demnächst brütende Vögel kommt dieses verlockende Angebot gerade recht – entsprechend gerne bedienen sie sich daran.

Was eignet sich besser als Nistmaterial?

Das beste Nistmaterial ist jenes, das die Vögel in der Natur vorfinden: beispielsweise trockene Gräser, Blätter, Samenstände von Stauden und Disteln, abgestorbene Pflanzenteile, kleine Zweige, Moos, einzelne Federn und dergleichen. Ein bis zum zeitigen Frühjahr „unaufgeräumter“ Garten kommt den gefiederten Gartenbewohnern also sehr entgegen. Manche Vögel, darunter die Amsel, nutzen auch lehmige Erde, um ihre Nester damit besonders stabil zu bauen. Höhlenbrüter hingegen, zu denen auch Meisen zählen, sammeln bevorzugt loses, trockenes Material.

Bietet man den Vögeln in größeren Mengen Tierhaar-Büschel an, verarbeiten sie hauptsächlich diese in ihrem Nest, das so ungewollt zur Todesfalle für den Nachwuchs werden kann. Ausgebürstete Tierhaare sollten daher sorgfältig im Restmüll entsorgt werden (auch nicht auf dem Kompost) und weder im Garten noch in der Natur zurückbleiben.