Die Hoffnung, dass aus dem grünen Rasen eine bunte Blumenwiese wird, wenn die Fläche einfach nicht gemäht wird, müssen wir gleich zu Beginn verwerfen. Rasen besteht üblicherweise aus einer Mischung unterschiedlicher Gräser – u. a. Wiesen-Rispe (Poa pratensis), Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) und Rotschwingel (Festuca rubra). Diese Arten sind besonders trittfest bzw. ausläuferbildend und damit in der Lage, auch unter Belastung einen grünen Teppich zu bilden und kahle Stellen rasch wieder zu schließen. Wildblumen haben da kaum eine Chance, Fuß zu fassen. Rasen benötigt zudem reichlich Nährstoffe, während Wiesenblumen magere Böden bevorzugt. Dennoch ist es nicht unmöglich, eine Rasenfläche in eine bunt blühende Blumenwiese umzuwandeln. Dafür gibt es zwei Ansätze:
Für Ungeduldige: Einjährige Blühfläche
Keine Blumenwiese im eigentlichen Sinne, aber zumindest eine Saison lang schön anzusehen und Nahrungsquelle für Insekten, sind Blühflächen mit größtenteils einjährigen Blütenpflanzen. Saatgut dafür wird häufig als „Wildblumenmischung“ verkauft und enthält z. B. Kornrade (Agrostemma githago), Klatschmohn (Papaver rhoeas), Kornblume (Centaurea cyanus) und Kamille (Matricaria chamomilla). Man darf sich davon aber keine nachhaltige Blumenwiese erwarten. Mit etwas Glück säen sich manche Wildblumen selbst aus, mit den Jahren schrumpft jedoch die Vielfalt, sodass immer wieder nachgesät werden muss.
So geht's:
Für eine einjährige „Blumenwiese“ entfernen Sie die Rasensoden, beseitigen sämtliche Wurzeln sowie Unkräuter, lockern den Boden bzw. bringen Gartenerde aus. Fläche mit einem Rechen einebnen. Danach kann ausgesät und – für einen besseren Bodenschluss – gewalzt werden. Eine solche Blühfläche gedeiht auch auf einem nährstoffreichen Boden. Der beste Zeitpunkt für die Aussaat ist März bis Mai.
Tipp: Achten Sie bei der Auswahl der Saatgutmischung auf ein gutes Verhältnis zwischen Gräsern (max. 20 %) und mehrjährigen Blütenpflanzen, die auch längerfristig Bestand haben.
Für Geduldige: Mehrjährige „echte“ Blumenwiese
Mehr Vorausplanung erfordert hingegen die Anlage einer echten Blumenwiese, die dauerhaft bestehen soll. Sie enthält andere Gräserarten – u. a. Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Mittleres Zittergras (Briza media) und Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis) – und mehrjährige Blütenpflanzen wie Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Magerwiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) oder Wiesen-Salbei (Salvia pratensis).
Im Handel gibt es entsprechende Mischungen, Sie können aber auch selbst eine Wiesenmischung zusammenstellen. Wichtig ist dabei, dass der Anteil der Gräser nicht mehr als 10 bis 20 % ausmacht.
So geht's:
Blumenwiesen funktionieren nur auf nährstoffarmen und durchlässigen Böden längerfristig. Ist Ihr Gartenboden von Natur aus nährstoffreich oder tonhaltig, sollte daher zunächst der Oberboden samt Rasensoden entfernt bzw. mit eingearbeitetem Sand abgemagert werden. Wurde die Rasenfläche bisher gedüngt, stellen Sie das Düngen schon längere Zeit vor der „Rasenumwandlung“ ein.
Gelockerte Erde mit dem Rechen einebnen und Saatgutmischung aussäen. Berechnen Sie als Saatgutmenge 2 bis 4 g/m2. Rechen Sie das Saatgut nur leicht ein (die Samen dürfen nicht tiefer als 1 cm überdeckt sein). Anschließend walzen und gießen. Der ideale Zeitpunkt für eine Blumenwiesen-Neuanlage sind das zeitige Frühjahr oder der Herbst.
Wichtig zu wissen ist, dass eine solche Blumenwiese nicht bereits im selben bzw. nächsten Jahr ihre volle Schönheit erreichen wird. Manche Arten keimen über mehrere Jahre verteilt. Bis sich das Verhältnis zwischen Gras und Wildblumen ausbalanciert hat, kann es vier bis fünf Jahre dauern.
Ab dem zweiten Jahr wird dann zwei Mal im Jahr gemäht (auf 5 bis 10 cm, mit dem Hochgrasmäher oder mit der Sense): Ende August bis Mitte September, sobald die Pflanzen ausgesamt haben, sowie Ende November, wenn kein Neuaustrieb mehr zu erwarten ist. Eine Blumenwiese ist also wunderbar pflegeleicht, schließlich muss sie nur zwei Mal im Jahr gemäht und nicht gedüngt werden.