Eichenprozessionsspinner: Wie gefährlich ist er wirklich?

Ein Artikel von Christiane Bartal | 24.06.2020 - 16:37
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Die Nester sind an geschützten Stellen am Stamm und in der Krone zu finden © Natalia van D/Shutterstock.com

Dichte Gespinstnester und mehrreihige Raupen-Prozessionen sind Merkmale des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea). Die auf Eichen (Quercus) spezialisierten Raupen des aus Südeuropa stammenden Nachtfalters können ganze Eichenbäume kahl fressen. Der sogenannte Klimawandel kommt dem wärmeliebenden Nachtfalter dabei entgegen, weshalb er sich auch in Österreich immer weiter ausbreitet. Problematisch sind seine Raupen jedoch in erster Linie wegen ihrer Raupenhaare, die vom Wind verbreitet und bei Berührung oder Einatmen zu allergischen Reaktionen, Hautausschlägen und zur Reizung der Atemwege führen können.

Die 2 bis 3 cm großen Raupen schlüpfen von April bis Mai und spinnen im fortgeschrittenen Stadium große Nester an geschützten Stellen am Stamm und in der Baumkrone. In der Nacht verlassen die Nachtfalterraupen ihre Nester, um in mehreren Reihen in die Baumkrone zu prozessieren und die Blätter bis auf die Mittelrippe zu fressen. Am nächsten Morgen kehren sie in die Nester zurück.

Besser nicht selbst entfernen

Die hauchdünnen, fast unsichtbaren Brennhaare (pro Raupe sind es rund 600.000) sind eigentlich eine effektive Verteidigungsstrategie der Raupen gegen Fressfeinde. Sie bilden sich etwa Ende Mai bis Juni nach der zweiten von insgesamt sechs Häutungen. „Diese mit Widerhaken besetzten Härchen brechen sehr leicht ab und setzen dann das Nesselgift Thaumetopoein frei. Das verträgt außer dem Kuckuck quasi kein Vogel – zumal sich die Raupen tagsüber in Gespinstnestern verbergen, die mit unzähligen Brennhaaren gespickt sind. Die reinste Trutzburg also“, erklärt Breithaupt vom Fachverband geprüfter Baumpfleger. Die Brennhaare sind zudem mehrere Jahre aktiv, können also auch noch nach bis zu 10 Jahren Reaktionen hervorrufen.

„Allergische Schocks sind zum Glück die Ausnahme, aber juckender Hautausschlag, Bindehautentzündungen, Atemwegsreizungen oder Atemnot treten recht häufig auf“, weiß Breithaupt und davor warnt davor, die Raupen oder Gespinstnester selbst zu beseitigen. „Damit tut man sich wirklich keinen Gefallen. Nicht umsonst setzen auch wir bei solchen Arbeiten Spezialgerätschaften ein und arbeiten voll vermummt mit Schutzanzug, Schutzbrille, Handschuhen und Atemschutzmasken mit Partikelfilter“, berichtet der Baumexperte.

Einfach nichts gegen den Befall mit Eichenprozessionsspinnern zu tun, ist insbesondere im städtischen Raum meist keine Alternative: „Die Verkehrssicherungspflicht gilt überall, auch auf Betriebsgelände und im Privatgarten. Wo die Brennhaare Menschen gefährden können, auch durch Verwehen, sind die Baumbesitzer gesetzlich verpflichtet, Gegenmaßnahmen zu ergreifen“, erläutert Breithaupt.

Im öffentlichen Raum der Stadt Wien setzen die Stadtgärten (MA 42) gegen die behaarten Raupen biologische Mittel ein. Die Zahl der Raupen lässt sich etwa durch den gezielten Einsatz eines Bacillus-thuringiensis-Präparates im Frühjahr dezimieren.

>> Wiener Eichenprozessionsspinner-Verordnung