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Ein Flattern im Augenwinkel, ein dumpfer Aufprall und ein Vogel, der wie ein Stein zu Boden fällt – Augenzeuge eines solchen Szenarios zu sein, ist nicht schön. Leider passieren solche Unfälle mit Glasscheiben häufig – gerade in der beginnenden Brutsaison, wenn die Vögel besonders aktiv sind. Vogelschlag gehört zu den häufigsten „menschengemachten“ Todesursachen bei Wildvögeln. Der Trend zu immer großflächigeren Glasfronten an Gebäuden trägt zur Verschärfung dieses Problems bei.
Vogel verunfallt: Was Sie jetzt tun sollten
Nach dem Aufprall an der Fensterscheibe liegt der Vogel regungslos, aber ohne offensichtliche Verletzungen am Boden? Sehen Sie genau hin: Atmet er noch? Bewegt sich der Brustkorb? Wenn Sie noch Lebenszeichen erkennen, ist der Vogel lediglich bewusstlos.
- Befindet sich der Vogel an einer vor Katzen, Mardern und anderen Gefahren sicheren Stelle, lassen Sie ihn dort liegen, bis er wieder zu sich kommt. Das dauert meist ca. 30 bis 60 Minuten. Beschatten Sie an warmen Tagen gegebenenfalls die Stelle und berühren Sie den Vogel nach Möglichkeit nicht.
- Liegt der „Unfallort“ an einer sehr exponierten und gefährdenden Stelle, legen Sie den Vogel in eine Schachtel mit Luft- und Lichtlöchern. Polstern Sie den Karton evtl. mit einem alten Handtuch aus. Stellen Sie die Schachtel an einen ruhigen, schattigen Ort bei 19 bis 20 °C. Meist kommen die Vögel nach 30 bis 60 Minuten wieder zu Bewusstsein, manchmal erst nach zwei Stunden – kontrollieren Sie den Karton daher nach einer Stunde, spätestens aber nach zwei Stunden. Meist merkt man ohnehin, wenn der soeben erwachte Vogel unruhig wird. Wirkt das Tier zwar noch etwas benommen, aber soweit unverletzt, stellen Sie die geöffnete Schachtel ins Freie, damit der Vogel wegfliegen kann, sobald er dazu bereit ist.
So erkennen Sie ein Anflugtrauma
Sobald der Vogel wieder bei Bewusstsein ist, sitzt er meist aufgeplustert und mit zugekniffenen Augen da. Er wirkt schwach und kränklich, zeigt Gleichgewichtsprobleme und legt mitunter den Kopf schief – deutliche Anzeichen für ein sogenanntes Anflugtrauma, vergleichbar mit einer Gehirnerschütterung bzw. einem Schädel-Hirn-Trauma.
Weil der Vogel seine Umgebung kaum wahrnimmt, wird sein defensives Verhalten mitunter als Zutraulichkeit interpretiert. Vermeiden Sie es jedoch nach Möglichkeit, ihn zu berühren oder ihm zu nahe zu kommen, denn Vögel sind von Natur aus Fluchttiere. Berührungen würden zusätzlichen Stress bedeuten.
Wichtig: Verabreichen Sie dem Vogel kein Futter und kein Wasser! Zu groß ist die Gefahr, dass er sich in diesem Zustand verschluckt und daran verendet. Was der verunfallte Vogel jetzt braucht, ist Ruhe.
Nach max. zwei Stunden hat sich der Vogel meist ausreichend erholt und fliegt seinem natürlichen Fluchtinstinkt folgend davon. Halten Sie den Vogel daher auch im Karton nur max. zwei Stunden „gefangen“ und entlassen Sie ihn danach wieder in die Freiheit, sofern er flugfähig ist. Lassen Sie den Karton im Freien offen stehen, damit der Vogel selbst entscheiden kann, wann er wegfliegen möchte.
Ob sich der Vogel gänzlich von seinem Unfall erholen wird und keine schweren inneren Verletzungen davonträgt (die mitunter erst 72 Stunden nach dem Aufprall zum Tod führen), bleibt ungewiss. Die beste Maßnahme ist daher, Kollisionen mit Glasscheiben bestmöglich zu verhinden.
Vorbeugen: Glasscheiben sichtbar machen!
Glasscheiben sind für Vögel in jeder Hinsicht eine Gefahr: Sind sie transparent, werden sie nicht wahrgenommen. spiegeln sie den Himmel und die Landschaft, sind sie ebenfalls nicht als Hindernis erkennbar. Vögel können mit ihren Augen seitlich am Kopf zwar Fressfeinde und Artgenossen aus allen Richtungen gut wahrnehmen, ihr räumliches Sehvermögen leidet jedoch darunter. Im raschen Flug werden Glasscheiben daher umso leichter übersehen. Dafür aber nehmen Vögel ultraviolettes Licht war – sie sehen daher UV-reflektierende Markierungen, die wir nur als Regenbogenschimmer wahrnehmen.
Die wichtigste Maßnahme, um Kollisionen mit Glasscheiben vorzubeugen ist, diese besser sichtbar zu machen, etwa durch:
- spezielle UV-reflektierende Folien und milchige, halbtransparente Klebestreifen (senkrechte Linien und Punktmuster) – von außen aufgeklebt, damit die Spiegelung durchbrochen ist. Die senkrechten Linien sollten mind. 5 mm breit sein mit max. 10 cm Kantenabstand. Punktmarkierungen sollten bei einem Mindestdurchmesser von 5 mm mind. 25 % der Scheibe bedecken. Ist der Abstand zwischen den Linien oder Punkten zu groß, versuchen die Vögel, durch die „Lücke“ hindurchzufliegen.
- Fensterfarben und dekorative Fensterbilder – vorzugsweise orange und mit kontrastreichen Mustern
- geschlossene helle Gardinen oder Rollos
Nahezu wirkungslos sind hingegen aufgeklebte Greifvogelsilhouetten, wie man sie nach wie vor häufig sieht.