Kakteen in unseren Breitengraden das ganze Jahr über draußen stehen zu lassen, oder gar ins Freiland einzupflanzen, wirkt auf den ersten Blick völlig abwegig. Es gibt allerdings einige Arten, die bei... Mehr lesen ...
Charles Darwin war nicht nur ein bedeutender Naturforscher, sondern auch ein Pionier in der Erforschung von insektenfressenden Pflanzen. Die Funktionsweise von insektenfressenden Pflanzen wurden von ihm untersucht und 1875 veröffentlichte er in seinem Buch, mit welchen Mechanismen Pflanzen tierische Nahrung aufnehmen und verdauen können. Insekten- oder fleischfressende Pflanzen werden auch als Karnivoren bezeichnet. Sie haben sich evolutionär auf besonders nährstoffarme Böden und karge Umgebungen wie Sümpfe und Moore spezialisiert. Dennoch brauchen sie wie alle anderen Pflanzen Stickstoff, Phosphat und Kalium. Diese Nährstoffe nehmen sie durch Anlocken, Fangen und „Fressen“ von Insekten und anderen Kleintieren zu sich.
Die Blätter der Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) sind zu „Fallen“ umgebaut, die schnell zuschnappen, sobald ein Insekt die empfindlichen Haare auf der Blattoberfläche berührt. Die klebrigen, tentakelartige Auswüchse des Sonnentaus (Drosera) locken Insekten an und halten sie fest. Die großen röhrenförmigen Blätter der Kannenpflanzen (Nepenthes) sind innenseitig sehr glatt und teilweise auch gefüllt. Ihr Nektar lockt Insekten an, die in die Röhren klettern oder fliegen und aufgrund der glatten Oberflächen und Flüssigkeiten im Inneren nicht mehr entkommen können. Sie werden dann von Enzymen zersetzt. Ähnlich agieren auch Schlauchpflanzen (Sarracenia) und Kobralilien (Darlingtonia californica).
Karnivoren brauchen nährstoffarme Erden sowie nährstoffarmes Gießwasser. Letzteres sollte auch noch kalkarm sein. Regenwasser eignet sich am besten. Ausreichend Licht sowie eine gute Luftfeuchtigkeit sind notwendig um dauerhaft Freude an den fleischfressenden Mitbewohnern zu haben. Nicht nur in unseren Zimmern können wir fleischfressende Pflanzen bewundern. Arten von Sonnentau und Fettkraut sind auch in Österreich heimisch. Sie kommen in Moorgebieten vor und sind leider durch Lebensraumverlust, Torfabbau und Trockenlegung von Moorflächen zur Ackerbodengewinnung bedroht. Sie dürfen daher nicht aus der freien Natur entnommen werden. Besonders spannend ist, dass Fettkraut und Sonnentau ihre Blätter noch zusätzlich aufrollen können, was die Beutetiere noch besser festhält.
Kein Füttern notwendig
Insektenfressende Pflanzen müssen nicht nur gegossen werden, sondern können auch gefüttert werden. Ein aktives Füttern ist aber nicht notwendig. Natürlich kann ab und zu mal nachgeholfen werden, um den Fangeffekt speziell bei der Venusfliegenfalle zu beobachten. Zu oft sollte das aber nicht erfolgen. Die Pflanzen kommen mit einem Minimum an tierischer Nahrung aus, meist reichen die Fruchtfliegen oder Trauermücken in unserem Zuhause aus. Speziell Venusfliegenfallen können ihr Fangblatt auch nur maximal fünf Mal öffnen und schließen, bevor es eingeht. Dann müssen allerdings ausreichend andere Blätter vorhanden sein, damit die Pflanze nicht stirbt. Bei größeren Beutetieren kann es vorkommen, dass das Blatt gleich oder nach der ersten Zersetzung abstirbt.
Da fleischfressende Pflanzen nicht nur gegossen, sondern auch gefüttert werden können, könnte man sie schon fast als Haustier bezeichnen. Vielleicht sind sie auch deswegen so spannend, weil sie eine klar gezogene Grenze zwischen der Tier- und Pflanzenwelt verschwischen lassen.