Von wegen, nach dem Frost ist's vorbei mit dem Ernten – während das meiste noch ungeerntete Obst bei Minusgraden matschig wird, werden die Früchte von so manchem Wildobst erst genießbar und süß, wenn sie einmal ordentlich durchgefroren waren. Und tatsächlich, nach wie vor hängen an einigen mittlerweile laublosen Sträuchern oder Bäumen verlockende Beeren, die nach entsprechender Zubereitung sogar essbar sind. Waren sie vor den ersten Frostnächten noch wegen des hohen Gerbstoffgehaltes bitter, pelzig oder furchtbar sauer, entfalten die Früchte nun ihr volles Aroma.
Dazu zählen diese Arten:
- Mispel (Mespilus germanica): Ab Ende Oktober/Anfang November reifen die gelbbraunen apfelähnlichen Früchte heran. Nach dem Frost wird das Fruchtfleisch musartig weich-aromatisch und kann z. B. direkt aus der Schale gelöffelt werden. Mispeln eignen sich auch zum Einkochen, z. B. zu Marmelade.
- Schlehe (Prunus spinosa): Fruchtfleisch und Kern sind fest verwachsen, daher werden die ganzen Früchte verwertet, z. B. zu Saft, Gelee oder Likör.
- Vogelbeere, Eberesche (Sorbus aucuparia): Im rohen Zustand schmecken die orangeroten Früchte unangenehm bitter. Nach dem ersten Frost werden sie dann geerntet und z. B. zu Marmelade oder Chutney verkocht – durch Erhitzen wird die ungenießbare Parasorbinsäure in gut verträgliche Sorbinsäure umgewandelt.
- Elsbeere (Sorbus torminalis): Die nur 8 bis 15 mm großen Äpfelchen werden zur Fruchtreife im Oktober braun. Durch den hohen Gerbstoffgehalt sind sie aber erst nach Frosteinwirkung verwertungsfähig. Das Aroma erinnert an Marzipan. Die Früchte lassen sich gut zu Marmelade, Gelee oder Kompott verarbeiten.
- Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus): Die Früchte bleiben bis weit in den Winter hinein am Strauch hängen. Aber Vorsicht, roh sind die Schneeball-Früchte giftig! Ab Oktober können sie geerntet und z. B. zu Marmelade oder Gelee verkocht werden.
- Hagebutten (Heckenrose, Rosa corymbifera): Zu Marmelade, Mus oder Gelee können Hagebutten bereits zur Fruchtreife im Spätsommer und Herbst geerntet werden. Zum Rohverzehr eignen sie sich jedoch erst nach dem ersten Frost: Sie werden dann weich und deutlich süßer.
- Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris): Die Früchte der Berberitze sind nicht nur reich an Vitamin-C und stärken das Immunsystem, sondern überzeugen auch durch eine angenehme fruchtige Säure. Nach den ersten Minusgraden ist Erntezeit: Die kleinen Früchte können zu Marmelade, Sirup, Kompott oder Früchtetee verarbeitet werden. Getrocknet ergänzen sie beispielsweise das Frühstücks-Müsli. Ein Geheimtipp für Berberitzen-Genießer ist Zereshk Polo (Berberitzenreis mit Huhn), ein köstliches persisches Reisgericht.