Warum schmecken meine Gurken bitter?

Ein Artikel von Gerald Stiptschitsch | 17.08.2022 - 10:44
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Gurken sind nahezu bitterfrei, wenn sie richtig kultiviert werden. Vor allem im Gewächshaus, Frühbeet oder an anderen gleichmäßig warmen, feuchten und vor Wind geschützten Stellen wachsen sie stressfrei und produzieren nicht die giftigen Cucurbitacine © Svetlana Khutornaia/Shutterstock

Bitterstoffe sind entweder in Form von Gerb­stoffen, beispielsweise in grünem Tee, enthalten oder stecken als Glucosinolate in ­Lebensmitteln. Wer regelmäßig Sodbrennen oder Verdauungsprobleme hat, sollte seinen Speiseplan mehr bitter gestalten. Bitterstoffe sorgen dafür, dass der Säureüberschuss im Gewebe des Körpers abgebaut und ausgeschieden werden kann. Die Tatsache, dass bittere Kräuter basische Eigenschaften haben, machen sie doppelt wertvoll.

Doch das gilt nicht für alle Gemüsearten. Vorsicht ist nämlich dann geboten, wenn es eigentlich gar nicht bitter schmecken sollte. Schmecken beispielsweise Gurken bitter (und das gilt auch für anderes Gemüse aus der Familie der Kürbisgewächse wie Zucchini und Kürbis), sollte auf diese Bitterstoffe, die sogenannten Cucurbitacine, verzichtet werden. In höherer Konzentration können sie für den Menschen gefährlich werden: Sie können nach dem Verzehr Vergiftungserscheinungen wie Durchfall, Magenkrämpfe, Herzrasen oder Kopfschmerzen verursachen. Schmeckt Gemüse ungewöhnlich bitter, sollte es daher nicht gegessen werden!

Vorsicht vor unerwünschten Kreuzungen

Gurken waren ursprünglich nicht so geschmacksneutral, wie wir sie heute kennen. Die Bitterstoffe wurden allerdings herausgezüchtet. Früchte aus dem Supermarkt können daher bedenkenlos gegessen werden. Auch alle heute im Handel erhältlichen Gurkensorten sind bitterstofffrei. Viele dieser F1-Hybriden sind sogar ertragreicher, wüchsiger und blühfreudiger und widerstandsfähig gegen Pilz- und Bakterienkrankheiten. Lediglich alte Sorten (Erhaltersorten) bilden unter Stress Bitterstoffe.

Bei Gurken aus dem eigenen ­Garten kann es jedoch aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass zu viele Bitterstoffe, das Cucurbitacin C, enthalten sind, die – im Gegensatz zu Sommerkürbissen wie Zucchini oder Patisson – nicht tödlich wirken. Bitter sind sie dann auch nur, wenn Sie selbst geerntetes Saatgut von den Früchten aus dem Vorjahr verwenden. Durch die Bestäubung mit Pollen von Sommerkürbissen mit anderen Kürbisgewächsen, die sich bis zu einem Kilometer im Umkreis befinden, kann häufiger der Nachwuchs aus diesen Samen im kommenden Jahr bitter sein, selbst wenn die Früchte heuer noch in tadellosem Zustand waren. Manche alte Sorten bzw. Züchtungen der Gurken tragen auch heute noch das bittere Erbe ihrer wilden Ahnen in sich.

Vermeiden Sie diese Kulturfehler

Gurken können auch durch Stress bitter werden, wenn beispielsweise folgende Fehler während der Kultur auftreten:

  • Eine länger anhaltende Trocken­periode  – daher Gurken immer regelmäßig und gleichmäßig gießen.
  • Kaltes Gießwasser sorgt für einen Schock, wenn die Pflanzen z. B. von der Sonne erwärmt sind. Am besten immer nur den Boden (ideal: Tröpfchenbewässerung oder transparenter Bewässerungsschlauch) gießen.
  • Eine zu hohe (stickstoffreiche) oder unzureichende Nährstoffgabe. Durch falschen Dünger kann der Boden einen zu hohen Kohlenstoffanteil aufweisen. Biogärtner bevorzugen organische Gemüsedünger, weil sie ihre Nähr­stoffe langsam und nachhaltig freisetzen.
  • Eine feucht-kühle Witterung sowie starke Temperaturschwankungen, etwa wenn auf die heißen „Hunds­tage“ klare, aber kühle Nächte folgen. Freilandgurken sollten Sie dann eventuell mit Vlies abdecken.
  • Bei aufgebundenen Gurken starker Wind, der die Ranken ständig bewegt oder beschädigt.