Die gute Nachricht vorweg: Ja, Maroni lassen sich grundsätzlich auch bei uns als Gartenbaum kultivieren – sofern der Standort stimmt. Woher die Edelkastanie (Castanea sativa) genau stammt, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Seit der Antike ist sie jedenfalls im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Vermutlich fand sie mit den Römern den Weg über die Alpen zu uns. Als „Brot der Armen“ waren Maroni bereits Bestandteil der Nahrung, lange bevor der Erdapfel bei uns verbreitet war. Vor allem in Regionen, wo kein Getreideanbau möglich war, ersetzte Edelkastanienmehl das gemahlene Getreide.
Fühlt sie sich einmal wohl, hat die Edelkastanie aber das Zeug zum liebenswerten Hausbaum, denn mit bis zu 30 m Höhe und einer bis zu 20 m breiten Krone wird das Buchengewächs durchaus stattlich. Das sollte man unbedingt bei der Pflanzung einplanen: Mind. 8 m Radius sollte der frisch gepflanzte Baum rundum Platz haben. Wer den Platz nicht hat, sollte auf veredelte Sorten zurückgreifen, die mit bis zu 10 m Höhe deutlich kompakter bleiben. Geeignete Sorten sind beispielsweise ‘Tisenser’ aus Südtirol und die österreichische Sorte ‘Ecker’.
Da Edelkastanien zudem auf Fremdbestäubung (durch Wind und Insekten) angewiesen sind, benötigen sie einen zweiten Maronibaum in der nährern Umgebung. Blüht der Baum ohne Früchte zu tragen, fehlt schlicht der Bestäuberbaum.
Der ideale Standort
Als wärmeliebende Baumart benötigt die Edelkastanie bei uns einen entsprechend geschützten Standort. Problematischer für einen Ernteausfall ist in diesem Fall jedoch nicht der Spätfrost, sondern ein feucht-kühler Sommer zur Zeit der Blüte und Bestäubung – und das lässt sich kaum beeinflussen.
Um die für das Gedeihen der Edelkastanie notwendige Temperatursumme zu erreichen, ist ein vor kalten Winden geschützter Standort wichtig. Ideal ist ein Platz am Haus oder vor einer nach Süden ausgerichteten Steinmauer. Im Jugendstadium sollten die kälteempfindlichen Bäume vor Frost geschützt werden. Auch bei älteren Exemplaren empfiehlt sich ein weißer Stammanstrich als Schutz vor Sonnenbrand und Stammrissen.
Abgesehen von viel Platz sollte der Standort unbedingt volle Sonne bieten, damit der Baum reichlich blüht und Maroni produziert. Der Boden ist im Idealfall humusreich, durchlässig und schwach sauer. Die Bodenbeschaffenheit spielt jedoch im Allgemeinen eine weniger wichtige Rolle als die „oberirdischen“ kleinklimatischen Bedingungen.
Wenn alle Bedingungen passen, darf man sich – bei veredelten Sorten bereits nach drei Standjahren – im Juni/Juli über die Blüte und ab Oktober über viele stachelige Fruchthüllen freuen, die bei Vollreife zu Boden fallen und zwei bis drei Nussfrüchte (Maronen) freigeben.
Wie schneiden?
In jungen Jahren erfolgt der Erziehungsschnitt wie bei Obstbäumen, um eine sog. Pyramidenkrone aufzubauen. Danach fallen keine besonderen Schnittmaßnahmen an. Lediglich gelegentliches Auslichten und das Entfernen konkurrierender Äste kann notwendig sein.
Der Edelkastanienwald am Attersee
In Österreich wachsen Edelkastanien vereinzelt und vorwiegend in wärmeverwöhnten Weinbaugegenden bzw. an lokal begünstigten Standorten. Lediglich in Unterach am Attersee/Ktn. gibt es einen rund 7 ha großen Edelkastanienwald mit bis zu 300 Jahre alten Baumriesen. Er ist seit 1989 Naturschutzgebiet und gilt als einziger Edelkastanienwald nördlich der Alpen. Die Bäume wurden einst angepflanzt – wann genau, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Anzunehmen ist jedoch, dass sie auf die Römer zurückgehen, die sich hier einst angesiedelt hatten.
Tipp: Vom Ortszentrum Unterach am Attersee führt ein Waldlehrpfad zum Edelkastanienwald.
Mehr dazu: attersee-attergau.salzkammergut.at