Hätten Sie geahnt, dass einer der ersten alpinen Gärten jener in Wien ist? Er entstand bereits im 16. Jh. und wurde vom Hofbotaniker Carolus Clusius im Auftrag des römisch-deutschen Kaisers Maximilian II. angelegt. Clusius unternahm als Erster wissenschaftliche Exkursionen in die österreichischen Alpen und steckte den Kaiser mit seiner Begeisterung für die Alpenflora an. Mittlerweile ist ein "Alpinum" fester Bestandteil vieler Botanischer Gärten.
Findlinge für felsige Optik
Für Menschen, die die Bergflora lieben, ist der alpine Garten die perfekte Ergänzung im Garten. Der Alpengarten ist die Miniaturausgabe einer Berglandschaft. Prägend sind Steine, insbesondere auch Findlinge in unterschiedlichen Größen, die unregelmäßig und unsymmetrisch angeordnet werden. In Gruppen aufgestellt lässt sich die natürliche Optik noch verstärken.
Insbesondere sonnenexponierte Hanglagen sind für alpine Gärten gut geeignet. Wichtig ist allerdings, für ein solides Fundament zu sorgen. Denn ohne können Findlinge absacken oder sogar wegrutschen.
Weitere typische Elemente eines Alpengartens sind ein Bachlauf, der sich zwischen den Steinen hindurch schlängelt, oder eine bepflanzte Trockenmauer, die am Hang eine ebenerdige Terrasse schafft.
Genügsam und trotzdem vielfältig
Anders als die meisten Gartenpflanzen ist alpine Vegetation an extreme Standort- und Witterungsbedingungen angepasst: Wenig Wasser, pralle Sonne, trockener, steiniger Boden, Hanglage, Windböen und im Winter eine kalte Schneedecke sind für sie kein Problem. Ein nährstoffreicher Boden, Düngung oder regelmäßiges Gießen wäre für sie sogar schädlich. Gießen ist nur nach dem Pflanzen und bei langer Trockenheit notwendig – und dann nur wenig.
Genügsamkeit und Pflegeleichtigkeit machen einen alpinen Steingarten aus. Dabei ist er alles andere als eintönig und langweilig. Zwischen Findlingen und Natursteinen bringen abwechslungsreiche Blüten Farbe ins Spiel – richtig angeordnet und gepflanzt sogar von Frühling bis weit in den Herbst.
Pflanzen für eine langanhaltende Blütenpracht
Im April beginnen beispielsweise Schleifenblume (Iberis), Blaukissen (Aubrieta) und Gänsekresse (Arabis) den farbenfrohen Blütenreigen. Später im Frühjahr treten Gelbstern (Gagea), Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus) oder Polster-Phlox (Phlox subulata) in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und werden von Sonnenröschen (Helianthemum), Heidenelke (Dianthus deltoides) oder Dalmatiner-Glockenblume (Campanula portenschlagiana) abgelöst.
Zum Abschied des Sommers blühen Herbst-Enzian (Gentiana sinoornata oder Gentiana scabra) und Krötenlilie (Tricyrtis), bevor Hauswurze (Sempervivum) dem Winter Farbe verleihen – zwar ohne Blüten, aber mit frischen, saftigen Blättern, die je nach Sorte mit ihrem Grün, Blau-Grau oder Rot erfreuen.