Meerkohl – eine köstliche Gemüserarität

Ein Artikel von Christiane Bartal | 16.02.2022 - 09:39
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Unter Treibglocken gezogen bildet der Meerkohl feine bleiche Stängel, die entweder roh oder wie Spargel zubereitet verzehrt werden können. Die Blätter der aus­gewachsenen Pflanzen lassen sich wie gewöhnliche Kohlblätter verwenden © J Need/Shutterstock

Der Meerkohl, auch als Seekohl oder Strandkohl bezeichnet, ist streng genommen gar kein Kohl, sondern eine ausdauernde Gemüsestaude, die als ausgewachsene Pflanze mit seinen grau-grünen Blättern an die Kohl-Vertreter der Gattung Brassica erinnert. Das seltene Gemüse kommt als Wildpflanze an den Küsten der Nord- und Ostsee, des Atlantiks, des Baltikums und des Schwarzen Meeres vor, allerdings sind seine Bestände heute als gefährdet einzustufen.

Besonders fein sind die bleichen Sprosse, die im Garten durch  übergestülpte Tonglocken entstehen. In der Natur ist es der Flugsand, der die Sprosse bedeckt. Bereits im 17. Jh. wurde das Gemüse direkt am Naturstandort geerntet, bevor es in den Gärten kultiviert wurde. Heute sind Wildsammlungen verboten. Der Meerkohl ist reich an Vitamin C und eine empfehlenswerte Rarität für Liebhaber ausgefallener Gemüse, verlangt aber etwas Aufwand und Ausdauer in der Kultur.

Die jungen, bleichen Meerkohltriebe lassen sich wie Spargel verarbeiten, müssen jedoch nicht geschält werden. Geschmacklich erinnert er an Brokkoli mit einer leichten Spargelnote.

So gelingt die Kultur

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Die jungen Triebe sind sehr zart und welken schnell, weshalb sie rasch zubereitet werden sollten © Picture Partners/Shutterstock

Aussaat im Spätwinter in Töpfe oder direkt ins Beet, sobald die Temperaturen über 5 °C liegen (Samen zuvor 24 Stunden vorquellen lassen). Da die Samen nicht sehr keimfähig sind, ist es empfehlenswerter, fertige Meerkohl-Pflanzen zu kaufen. Jungpflanzen an einen vorwiegend sonnigen Standort mit durchlässigem, tiefgründigem Boden setzen (Meerkohl bildet eine lange Pfahlwurzel). Wählen Sie den Platz mit Bedacht, denn die winterharte Pflanze verbleibt jahrelang an dieser Stelle.

Dann heißt es zwei bis drei Jahre warten. Erst im Frühjahr des dritten Jahres beginnt das Bleichen: Dazu wird im Frühjahr eine Treibglocke aus Ton über den frischen Austrieb gestülpt. Alternativ können Sie sich auch mit einem Kübel behelfen, allerdings faulen die Pflanzen dann leicht. Nach etwa 4 Wochen, sobald die Blätter etwa 20 cm hoch sind, kann das erste Mal geerntet werden. Nach zwei bis drei Ernten im Frühjahr sollten Sie der Pflanze Zeit zum Regenerieren gönnen. Sie können aber auch eine Pflanze auswachsen lassen und ihre Blätter wie Kohl verarbeiten.