Wurzelnackt vs. Topfware: Das sind die Vor- und Nachteile

Ein Artikel von Christiane Bartal | 20.10.2020 - 09:07
shutterstock_1032810862.jpg

Die preisgünstigeren wurzelnackten Gehölze sind erst ab Mitte Oktober erhältlich. Das Handling ist einfacher als bei Topf- oder Ballenware © azem/Shutterstock.com

Gehölze werden nur zwischen Mitte Oktober und März/April als wurzelnackte Ware angeboten – also während der Vegetationsruhe, denn nur dann kommen die Pflanzen kurzzeitig ohne Wasser- und Nährstoffnachschub aus. Das gilt jedoch nur für junge Laubgehölze – ältere Bäume sowie Nadelgehölze und Immergrüne werden hingegen meist als Topf- oder Containerware verkauft. Wenn Sie also im Herbst neue Jungpflanzen setzen möchten, etwa eine neue Nasch- oder Blütenhecke, ist wurzelnackte Ware ideal.

Vorteile von wurzelnackten Gehölzen

  • Geringer Preis: Wurzelnackte Ware ist preisgünstig, denn sie wird in der Baumschule nach dem Roden nur kurz in sogenannten Einschlagbeeten gelagert, was weniger Arbeits- und Lagerkosten verursacht. Daher können wurzelnackte Gehölze günstiger angeboten werden.
  • Einfache Handhabung: Ohne Erde sind wurzelnackte Jungpflanzen leichter und platzsparender zu transportieren und einfacher zu handhaben.
  • Kleinere Pflanzlöcher: Sofern der Untergrund nährstoffreich und gut durchlässig ist (also nicht gelockert oder mit Kompost bzw. Sand verbessert werden muss), genügt das Ausheben eines im Vergleich zur Ballen- oder Topfware kleineren Pflanzloches.
shutterstock_620864405.jpg

Beim Einpflanzen von Wurzelnackten werden die Wurzeln und Triebe um ein Drittel eingekürzt © azem/Shutterstock.com

Nachteile von wurzelnackten Gehölzen

  • Schnell pflanzen: Wurzelnackte Ware muss nach dem Kauf rasch in die Erde, damit die Wurzeln nicht austrocknen. Ist das nicht möglich, müssen die Pflanzen bis zum Einpflanzen zumindest mit Erde oder feuchtem Sand bedeckt werden.
  • Pflanzschnitt: Im Gegensatz zu Ballenware erfordern Wurzelnackte einen Pflanzschnitt. Dabei werden verletzte und abgestorbene Wurzeln entfernt und die restlichen um ein Drittel eingekürzt. Dadurch wird die Bildung neuer Wurzeln angeregt. Auch die Äste werden um ein Viertel bis ein Drittel gestutzt, damit das Gleichgewicht wiederhergestellt ist.
  • Richtige Höhe beachten: Bei Ballen- oder Topfware kann man sich für die richtige Pflanztiefe einfach am oberen Rand des Ballens orientieren – bei wurzelnackten Gehölzen muss man genauer hinsehen. Sofern vorhanden, sollte die Veredelungsstelle üblicherweise über der Erdoberfläche liegen. Dabei hilft ein einfacher Trick: Legen Sie sich einen Stock oder einen Meterstab über das Pflanzloch und richten Sie die Pflanztiefe danach aus.
  • Höhere Ausfallsquote: Ist die Ware nicht frisch bzw. die Pflanzung nicht fachgerecht vonstatten gegangen, kann es bei wurzelnackten Gehölzen leichter zu Ausfällen kommen. Dafür sind die Anschaffungskosten aber deutlich geringer.
    Der vermeintliche Nachteil erweist sich langfristig gesehen jedoch als Vorteil: Hat die Pflanze die heikle Anwuchsphase gut überstanden, ist sie in der Regel widerstandsfähiger als „verwöhnte“ Jungpflanzen aus dem Topf.
  • Zeitlich begrenzt verfügbar: Wurzelnackte Gehölze sind nur zwischen Oktober und März/April – während der Vegetationsruhe – erhältlich. Die Pflanzung der kostengünstigen Hecke will daher gut geplant sein.
  • Tipp: Gerade bei wurzelnackten Gehölzen sind ein ausgiebiges Wässern nach dem Pflanzen und eine gute Anwuchspflege wichtig.
shutterstock_1217227117.jpg

Mithilfe eines Stockes können Sie leichter die Pflanztiefe einschätzen © azem/Shutterstock.com

Vorteile von Ballen-, Topf- und Containerware

  • Gut versorgt: Egal ob mit Ballen, Topf oder Container – diese Gehölze haben die Erde noch dabei, mit der sie in der Baumschule ausgestochen wurden. Somit sind sie bis zum Pflanzen weniger empfindlich gegenüber Austrocknung und Verletzung. Sie werden auch weiterhin mit Nährstoffen versorgt, weshalb Nadelgehölze und Immergrüne in der Regel nur mit Wurzelballen erhältlich sind.
  • Ganzjährig verfügbar: Gehölze im Topf oder Container können nahezu das ganze Jahr über gepflanzt werden (sofern der Boden nicht gefroren ist) und sind daher entsprechend lange verfügbar. Beerenpflanzen können daher während der Fruchtreife und Rosen während der Blüte erstanden werden, um nicht die „Katze im Sack“ zu kaufen.
  • Guter Anwuchserfolg: Mit Wurzelballen gepflanzte Gehölze nutzen ihren Startvorteil und wachsen in der Regel sehr gut an. Schon im ersten Standjahr verzeichnen sie gute Zuwächse, da kein großer Wurzelschnitt vonnöten und ihre Wurzeln bereits gut entwickelt sind.

Tipp: Achten Sie schon beim Kauf auf ein gesundes Wurzelwachstum. Das Substrat sollte gut durchwurzelt sein, die Wurzeln dürfen aber keinen Ringelwuchs aufweisen – dann war der Topf nämlich zu klein. Solche Pflanzen wachsen dann oft nur schlecht an.

Nachteile von Ballen-, Topf- und Containerware

  • Höherer Preis: Ballen-, Topf- und Containerware muss während der Anzucht immer wieder verpflanzt (verschult) werden und benötigt nach dem Schälen mehr Platz zum Lagern. Das schlägt sich in einem höheren Verkaufspreis nieder.
  • Schwierigere Handhabung: Auch das Gewicht des Wurzelballens muss transportiert und beim Einpflanzen gehoben werden, was bei größerer Ballen- oder Containerware zum Kraftakt werden kann.
  • Größere Pflanzlöcher: Der mitgelieferte Wurzelballen braucht Platz – das ausgehobene Pflanzloch muss daher entsprechend groß dimensioniert sein: etwa doppelt so hoch und breit wie der Wurzelballen groß ist.
shutterstock_246530755.jpg

Topf- und Containerware ist – je nach Größe des Baumes – ungleich schwieriger zu handhaben © pryzmat/Shutterstock.com

Praxisvideo: Strauchpflanzung im Herbst

© GARTEN+HAUS