Sandbeete: Schön und wassersparend

Ein Artikel von GMH/GARTEN+HAUS | 02.05.2022 - 14:05
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Mit Sandbeeten fördern Sie ganz nebenbei viele Wildbienen und andere Insektenarten, die lockeren, durchlässigen Boden für ihre Bruthöhlen benötigen oder Sandkörner verwenden, um ihre Niströhren zu verschließen © GMH/Till Hofmann

Eltern kleiner Kinder kennen das Phänomen: Es hat länger nicht geregnet und der Sand im Sandkasten sieht supertrocken aus – doch wer zu buddeln beginnt, stößt rasch auf eine erstaunlich feuchte Schicht. Eine Beobachtung, die zu einer ebenso simplen wie genialen Idee führte, berichtet Till Hofmann, Inhaber des Betriebs „Die Staudengärtnerei“ im unterfränkischen Rödelsee und überzeugter Sandgärtner. „Kurz gesagt bedeutet ein Sandbeet: Es wird eine 15 bis 20 cm starke Sandschicht auf dem Gartenboden verteilt und direkt in diese Sandschicht gepflanzt. Ergebnis, sobald die Stauden richtig eingewurzelt sind: extrem wüchsige, robuste Pflanzen, quasi null Probleme mit Unkraut und aufs Bewässern kann nahezu komplett verzichtet werden.“

Fitnesstraining für Pflanzenwurzeln

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Eine fertiggestellte Fläche ähnelt anfangs noch einer Mondlandschaft. Die Stauden entwickeln sich im Sandbeet jedoch rasch ... © GMH/Till Hofmann

Wie also funktioniert der „Zaubersand“? Des Rätsels Lösung: Sand ist ein prima Pflanzentrainer! Wird in eine dicke Sandschicht gepflanzt, müssen die Pflanzen ihre Wurzeln auf der Suche nach Wasser und Nährstoffen sehr weit in die Tiefe strecken. Dadurch erschließen sie sich eine große Fläche. Und da der oberirdische Pflanzenzuwachs u. a. vom Wurzelvolumen abhängt, entwickeln sich die Pflanzen entsprechend gut.

Unkrautsamen hingegen brauchen aufgrund der dicken Sandschicht ungleich länger, um bis zur fruchtbaren Erde vorzustoßen. „Und wenn sie es endlich geschafft haben, fehlt ihnen das Sonnenlicht, denn in der Zwischenzeit haben sich die gepflanzten Stauden längst etabliert und bilden eine geschlossene Pflanzendecke“, so Till Hofmann. Unkraut hat es also schwer, denn selbst, wenn es doch mal eine Lücke findet: „Unkrautjäten macht auf einem Sandbeet schon fast Spaß: Sogar für einen Löwenzahn mit seiner langen Pfahlwurzel braucht man keine Gartengeräte, sondern kann ihn einfach mit den Fingern herausziehen.“

Weniger gießen

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... Zwei Jahre später ist die Fläche kaum wiederzuerkennen © GMH/Till Hofmann

Auch gießtechnisch bringt ein Sandbeet Vorteile: „Gewässert werden muss nur, bis die Pflanzen sich durch die Sandschicht gearbeitet und in der Erde eingewurzelt haben, danach entfällt es oft sogar komplett“, berichtet Till Hofmann. Sein Tipp: Ruhig mal im Frühherbst pflanzen, denn ab September nehmen die Niederschläge in der Regel zu und die Pflanzen haben dennoch ausreichend Zeit, um sich vor dem Winter häuslich einzurichten.

Der Rasen muss übrigens vor dem Auftragen der Sandschicht nicht abgetragen werden, er verrottet mit der Zeit und dient als Dünger. Der Spätwinter schließlich ist die einzige Zeit, in der Sandgärtner aktiv werden sollten: Es gilt, einiges zurückzuschneiden sowie Falllaub und andere abgestorbene Pflanzenteile zu entfernen, damit sich auf dem Sand keine fruchtbare Humusschicht bildet.

Die wichtigsten Fragen rund ums Sandbeet

Welche Pflanzen eignen sich für ein Sandbeet?
Fast alle! Entscheidend für den Pflanzerfolg ist letztlich die Qualität des Bodens unter der Mulchschicht aus Sand. Pflanzen mit geringem Wasser- und Nährstoffbedarf wurzeln einfach etwas flacher ein, während andere Arten ihre Wurzeln tiefer ausstrecken. Dadurch lassen sich in einem Sandbeet selbst Arten mit unterschiedlichen Bodenansprüchen kombinieren. Natürlich sollten sie aber auch in ihrem Platzbedarf aufeinander abgestimmt sein, damit nicht eine die andere überwuchert.

Kann ich auch Zwiebelblumen pflanzen?
Ja, die Blumenzwiebeln müssen allerdings direkt in die Erde gesetzt werden, daher am besten gleich bei der Anlage des Sandbeets in den Boden bringen. Beim nachträglichen Pflanzen durch den Sand hindurch sollte man versuchen, die Schichten nicht zu durchmischen.

Sind die Pflanzen im Sandbeet frostanfälliger?
Da Sand kältedurchlässiger ist, wäre das prinzipiell möglich. Sandbeet-Experte Till Hofmann hat aber noch keine derartigen Beobachtungen gemacht oder Rückmeldungen bekommen. In Anbetracht des Klimawandels würden die Vorteile im Sommer auch mögliche Nachteile in den – ohnehin zunehmend warmen – Wintern deutlich überwiegen. Übrigens: Wenn Stauden über den Winter absterben, ist häufig nicht die Kälte schuld, sondern zu viel Nässe. Das kann im Sand kaum passieren.

Welchen Sand kann ich verwenden?
Die Körnung ist zweitrangig. Till Hofmann verwendet rundkörnigen Estrichsand mit einer Körnung von 0–8 mm oder 0–16 mm, weil die Oberfläche durch die größere Körnung ein wenig an ein Bachbett erinnert und eine schöne Atmosphäre schafft. Sogar gebrochenes Material ist möglich, gute Erfolge verzeichnete eine Pflanzung in Mineralbeton 0–16 mm und sogar in Bauschutt 0–16 mm. Das ergibt sehr trittfeste Oberflächen.

Muss ich jedes Jahr neuen Sand verteilen?
Nein. Der Sand sackt zwar im Laufe des ersten Jahres auf etwa zwei Drittel der ursprünglichen Schichtstärke zusammen, das ist aber bei einer 15 bis 20 cm starken Ausgangsschicht schon mit eingeplant. Nachsanden wäre auch nur schwer möglich, denn nach einem Jahr hat sich – mit Ausnahme von bewusst offen gelassenen Stellen – längst eine geschlossene Pflanzendecke gebildet.

Wie dünge ich mein Sandbeet?
Gar nicht. Die meisten Gartenböden sind ohnehin gut oder sogar zu gut mit Nährstoffen versorgt, dieser Vorrat hält jahrelang. Zudem sorgt die schützende Mulchauflage für ein ausgewogenes Mikroklima. Das fördert das Bodenleben und damit die Fruchtbarkeit – Humus wird aufgebaut und CO2 im Boden gebunden.