Gelten die Eisheiligen überhaupt noch?

Ein Artikel von Christiane Bartal | 07.05.2020 - 10:35
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Die Eisheiligen werden noch heute zwischen 12. und 15. Mai datiert. Doch das stimmt so schon lange nicht mehr © K.-U. Haessler/Shutterstock.com

Jeder Gärtner kennt die alte Bauernweisheit: Mitte Mai wird es noch einmal richtig kalt, säe und pflanze frostempfindliche Gewächse daher nie vor den Eisheiligen und schon gar nicht vor der „kalten Sophie“! Die Bauernregel war einst von hoher Bedeutung, denn Bodenfrost kann eine zu frühe Saat gänzlich vernichten.

Die Gedenktage der Eisheiligen Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia (allesamt christliche Märtyrer oder Bischöfe aus dem 4. und 5. Jh.) erstrecken sich vom 12. bis 15. Mai. In Österreich heißt es dazu: „Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie.“ In Norddeutschland, wo die von Norden hereinströmende kalte Polarluft zuerst eintrifft, gibt es vor Pankratius sogar noch einen weiteren „ersten“ Eisheiligen: Mamertus.

Doch diese Weisheit ist jahrhundertealt – und langjährige Wetterbeobachtungen zeigen, dass ein Temperatursturz oft erst zwischen 20. und 25. Mai auftritt. Warum ist das so?

Verschiebungen im Kalender

Des Rätsels Lösung hat weniger etwas mit den veränderten Klimabedingungen zu tun, sondern ist in erster Linie in der gregorianischen Kalenderreform aus dem 16. Jh. zu finden: Mit der 1582 von Papst Gregor VIII. veranlassten Kalenderreform wurden die Unterschiede des bis dahin gültigen Julianischen Kalenders zum Sonnenjahr weitgehend korrigiert. Der Tag der „Kalten Sophie“ (15. Mai) lag vor der Reform auf dem Tag, der heute dem 23. Mai entspricht.

Die alte Bauernregel stammt noch aus der Zeit vor der Kalenderreform, weshalb sich eine Verschiebung der Eisheiligen um etwa 8 Tage ergibt. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass auch der sog. Klimawandel eine zusätzliche Rolle spielt, schließlich entstanden die Bauernregeln vermutlich während einer mittelalterlichen Kaltperiode.

Was bedeutet das in der Gartenpraxis?

Fakt ist, dass ein kurzzeitiger „Kälteeinbruch“ von einigen Graden um den 20. Mai nicht unüblich ist, frostige Nächte mit Temperaturen unter 0 °C aber nach der ersten Maiwoche kaum auftreten. Ausnahmen sind hingegen frostgefährdetere Regionen wie das Mühl- und Waldviertel sowie Orte in Tallagen wie Mürzzuschlag. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wartet aber bis nach dem 25. Mai mit der Aussaat im Freien bzw. dem Auspflanzen des vorgezogenen Gemüses.

Tipp: So erkennen Sie eine bevorstehende Frostnacht

Wenn Sie dem Wetterbericht nicht trauen möchten, hilft dieser Tipp: Mit einer frostigen Nacht ist zu rechnen, wenn es am Abend bei Sonnenuntergang bereits sehr kühl (unter 8 °C) und nicht bewölkt ist. Dann lieber empfindliche Pflanzen reinholen oder abdecken.