Die kalte Jahreszeit gilt für die Pflanzenwelt meist als kahl und farblos. Winterblüher, unterschiedliche Strukturen und einzigartige Wuchsformen bringen Schwung in den winterlichen Garten. Mehr lesen ...
Meist wächst der Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) in der Natur an feuchten und nährstoffreichen Standorten: An Uferzonen, auf nassen Wiesen und in Böden, die zeitweise auch überschwemmt sein können, schlägt die Wildstaude bevorzugt Wurzeln. Hat Blut-Weiderich sich erst einmal etabliert, versamt er sich selbst. Seine rund 1 m hohen Blütenkerzen in Purpurrosa leuchten von Juli bis September und sind nicht zu übersehen.
Für Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen bieten die Blütenkerzen wertvollen Nektar – wo Weideriche wachsen, summt, brummt und flattert es. Bei einigen Insekten stehen nicht nur die Blüten, sondern auch die Blätter auf dem Speiseplan: Wer an seinem Blut-Weiderich eine Raupe entdeckt, sollte gelassen bleiben. Gut möglich, dass sich daraus ein Nachtpfauenauge entwickelt. Für die Raupen dieses Nachtfalters gelten die Blätter von Lythrum salicaria als wichtige Futterpflanze. Da Weiderich beispielsweise von Schnecken verschont wird, lässt sich die ein oder andere Raupe an den robusten Pflanzen problemlos tolerieren und beobachten, welcher Falter sich daraus entwickeln wird.
Gute Noten bei der Staudensichtung
Der heimische Blut-Weiderich gedeiht auch im Garten – ebenso wie der Ruten-Weiderich (Lythrum virgatum). Während der Blut-Weiderich zu den heimischen Wildstauden zählt, reicht das natürliche Verbreitungsgebiet des Ruten-Weiderichs ursprünglich von Italien über Südosteuropa bis nach Westasien. In ihren Ansprüchen ähneln sich beide Arten: Sie brauchen einen möglichst sonnigen Standort und feuchte, nährstoffreiche Böden. Vor allem die Sorten des Blut-Weiderichs überstehen vorübergehende Trockenheit ganz gut, wenn der Boden eher lehmig ist und Wasser gut speichert. Frosthart sind beide Arten.
Von beiden Weiderich-Arten gibt es rund 20 verschiedene Auslesen, von denen die gängigsten im Rahmen der Staudensichtung 2019 an 10 verschiedenen Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gepflanzt und 2022 bewertet. Professor Dr. Bernd Hertle leitet den Arbeitskreis Staudensichtung im Bund deutscher Staudengärtner und konnte mit seinen Kollegen nach Abschluss der Sichtung überwiegend gute und sehr gute Noten vergeben: „Wir waren uns einig, dass das Sortiment an Lythrum insgesamt sehr zuverlässig und robust ist.“ Das Ergebnis war mitentscheidend dafür, dass der Blut-Weiderich zur „Staude des Jahres 2024“ gekürt wurde.
Tipps zur Sortenwahl
Dass die Vertreter des Ruten-Weiderichs in der Sichtung nicht ganz so wüchsig waren, kann in einigen Gärten auch von Vorteil sein: Sie wachsen nicht ganz so hoch wie die meisten Blut-Weideriche und wirken dafür etwas filigraner. Außerdem bereichern sie das Farbspektrum der Gattung: Die Sorte ‘Helene’ hat beispielsweise einen hohen Blauanteil und ‘White Swirl’ ist die derzeit einzige weiße Sorte im Sortiment. Beide wurden als „sehr gut“ bewertet.
Wer seine Stauden gerne unter Kontrolle hat, wird den Ruten-Weiderich vielleicht sogar bevorzugen: Er neigt nicht zur Selbstaussaat, während der Blut-Weiderich reichlich Samen bildet. In naturnahen Gärten ist diese Dynamik zwar oft erwünscht, es lässt sich aber verhindern, indem Verblühtes konsequent abgeschnitten wird. Dann bleiben auch die bei der Sichtung prämierten Auslesen des Blut-Weiderichs sortenrein.
Neben der rund 100 cm hoch aufragenden Sorte ‘Dropmore Scarlet’, die im Handel oft unter dem Namen ‘Dropmore Purple’ angeboten wird, bekamen 8 weitere Blut-Weideriche die Höchstnote „Ausgezeichnet“. Darunter auch die hellrosa blühende ‘Pink Tails’ und die mit 50 cm kompakte Sorte ‘Robert’.
Passende Pflanzpartner für den Weiderich
Geeignete Begleiter sollten so wie Lythrum auf nährstoffreichen, eher feuchten und sonnigen bis halbschattigen Standorte gedeihen: Selbst wenn Pflanzen für sandige und durchlässige Böden daher naturgemäß ausscheiden, bleibt die Vielfalt geeigneter Arten und Sorten groß genug, erzählt Hertle: „Zu Lythrum empfehle ich Pflanzen, die mit ihrer Blütenform im Kontrast zu den aufrechten Kerzen stehen. Die Schirme der Doldenblütler zum Beispiel, so wie die Rote Engelwurz (Angelica gigas) oder die Himalaya-Silge (Selinum tenuifolium).“
Auch aus anderen Pflanzenfamilien empfiehlt Hertle Pflanzpartner: „Die Schirm-Aster (Aster umbellatus) passt zu Lythrum und lässt sich mit ihren weißen Blüten sehr gut kombinieren. Es gibt aber auch Kandidaten aus Gattungen, die eigentlich für trockenheitstolerante Arten bekannt sind: Eryngium bietet mit dem Palmlilien-Mannstreu (Eryngium yuccifolium) eine Art, die feuchtere Böden braucht und auch unter den Schafgarben gibt es mit der Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) eine Vertreterin, die gut zum Weiderich passt.“
Weniger überraschend, aber ebenfalls attraktiv sind Pflanzen, die auch am Naturstandort häufig neben Lythrum anzutreffen sind: Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Mädesüß (Filipendula ulmaria) oder der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) gedeihen ebenso wie der Blut-Weiderich an feuchten Standorten und wachsen im naturnahen Garten ebenfalls gut an seiner Seite.
Neben Stauden eignen sich Gräser, die auf frischen Böden gedeihen. Sorten mit blau schimmernden Halmen passen auch optisch gut zu den zumeist rosafarbenen Blüten des Weiderichs, so wie die Rute-Hirse ‘Heavy Metal’ (Panicum virgatum). Spätzünder wie dieses Gras schmücken das Beet selbst im Winter, wenn der Raureif die Halme überzuckert. So wie der Weiderich auch – sofern man ihn lässt und nicht nach der Blüte abgeschnitten hat.